Budapest mit Rollstuhl erkunden

Hingegen unserer sonstigen Gewohnheiten ging es bei diesem Mädelstrip nicht in den Süden, sondern Richtung Osten in die ungarische Hauptstadt Budapest. Sie ist gleichzeitig auch die größte Stadt des Landes und wird durch die Donau in zwei Teile getrennt: Buda und Pest. Ungarn ist zwar schon 2004 der EU beigetreten, dennoch ist die Währung nach wie vor Forint (HUF). Man kann also nirgendwo mit dem Euro bezahlen, aber Kartenzahlung ist hingegen überall möglich. Wenn ihr doch lieber Bargeld nutzt, findet man in der Stadt einige Wechselstuben. Es lohnt sich, die Wechselkurse zu vergleichen, die Schalter am Flughafen bieten nämlich in der Regel schlechtere Konditionen. Was du für einen günstigen Städtetrip nach Budapest mit Rollstuhl wissen musst, verrate ich euch in diesem Beitrag.

An- und Abreise Budapest mit Rollstuhl

Der Flug von Frankfurt nach Budapest dauert knapp 1 ½  Stunden. Da wir 4 Tage für unseren Städtetrip eingeplant haben, begnügen wir uns mit Handgepäck. Natürlich hatten wir trotzdem, oder gerade deshalb, bei Ankunft einfach alle Hände voll und dachten, mit einem Taxi sei es der bequemste und schnellste Weg ins Hotel. Jedoch scheint es in Budapest kein einziges rollstuhlgerechtes Taxi zu geben. Das ergab zumindest meine Internetrecherche und auch die Nachfrage am Taxistand.

Da die Möglichkeit besteht meinen Rollstuhl zusammen zu falten, hätten wir auf ein großes Automodell warten und mich umsetzen können, wir haben uns dann aber für die günstigere Variante, den “Airport Shuttle”, entschieden. Er fährt direkt neben dem Taxistand ab und benötigt ca. 30 Minuten ins Zentrum. Die Fahrt kostet pro Person 1500 HUF (umgerechnet ca. 3,90€). Das Ticket dazu könnt ihr am Fahrkartenautomaten vor Ort oder mittels der App “Budapest go” erwerben, die ihr euch schon von zu Hause herunterladen könnt. 

Hotel Eurostars Ambassador – barrierefreies Zimmer

Hereinspaziert in unser rollstuhlgerechtes Doppelzimmer im Eurostars Ambassador Hotel im VI. Budapester Bezirk. Wir starten unsere kleine Roomtour im barrierefreien Bad (hier geht es zum Video) mit unterfahrbarem Waschbecken, einer ebenerdigen Dusche mit integriertem Sitz, höhenverstellbarem Duschkopf und leicht erreichbaren Seifenspendern. Im Spiegel über dem Waschbecken kann man sich vom Sitzen aus zwar nicht sehen, dafür gibt es einen Kosmetikspiegel, der variabel einstellbar ist, zudem gibt es noch zwei Ganzkörperspiegel im Zimmer, in denen man sich im Rollstuhl von Kopf bis Fuß betrachten kann. Die Toilette ist nur von einer Seite anfahrbar, es stehen aber beidseitig Haltegriffe zur Verfügung. Unser sehr bequemes Bett hatte ungefähr die Höhe von meinem Rollstuhl Lutzi (ca. 49cm) und das Beste: ein elektrischer Türöffner.

Das Zimmer ist total geräumig, bietet viel Ablagefläche, verfügt über eine Minibar, einen TV und genügend Steckdosen sowie USB-Anschlüssen (in einer sehr angenehmen Höhe) für Rollstuhlfahrer. Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt. Mit 45€ pro Person und Nacht noch dazu ein tolles Preis-Leistungsverhältnis.

Alternative Hotels in Budapest mit rollstuhlgerechten Zimmern: Up Hotel Budapest, Kozmo Hotel & Suites & Spa

Sehenswürdigkeiten & Museen Budapest mit Rollstuhl

Wer durch die Straßen von Budapest schlendert, wird schnell von der Architektur und Baukunst der Gebäude hier entzückt sein. So ging es uns zumindest, ein Haus schöner als das andere. Dazwischen entdeckt man unweigerlich auch immer wieder leerstehende Gebäude und die ein oder andere schmuddelige Fassade, aber die Schmuckstücke überwiegen eindeutig.

Zu den beeindruckendsten Denkmälern und schönsten historischen Bauwerken zählen für mich: die St.-Stephans-Basilika, der Royal Palace mit dem Lion Courtyard, das Parlamentsgebäude, der Kossuth Lajos Square, die Kettenbrücke, die Ungarische Akademie der Wissenschaften, der Heldenplatz, die Burg Vajdahunyad und die Matthiaskirche. Dazu kommen jede Menge Mahnmale, Kunstwerke und unzählige Wahrzeichen, denen wir bestimmt nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt haben, aber dennoch einiges von der Stadt und ihrer Geschichte lernen konnten.

Die meisten Sehenswürdigkeiten könnt ihr problemlos „zu Fuß“ erreichen, in ca. ein bis zwei Tagestouren – je nachdem, wie lange der Sightseeing-Spaziergang für euch sein darf. Trotz ganz schlechter Wettervorhersagen für unser langes Wochenende im März, wurden wir mit so viel Sonne überrascht, dass wir uns gegen Museumsbesuche und mehr Sightseeing draußen entschieden haben und unzählige Kilometer durch die historischen Straßen von Budapest geschlendert sind. 

Für meinen nächsten Besuch stehen auf jeden Fall das Ethnographische Museum und das Haus des Terrors auf meinem Programm, letzteres lag tatsächlich direkt um die Ecke unseres Hotels.

Restaurants & Bars in Budapest mit Rollstuhl

360 Bar

Um uns einen guten Überblick über Budapest zu verschaffen, dachten wir, ein Ausblick von oben auf die Stadt könne nicht schaden. Eine Dachterrasse, die einen 360°View verspricht, liegt zufällig keine 5 Gehminuten vom Hotel entfernt, weshalb wir bei unserer Ankunft nur kurz das Gepäck im Zimmer abgelegt haben und uns auf den Weg gemacht haben. Zu unserem Glück kam gerade die Sonne raus, sodass wir unseren ersten Drink auf der Außenterrasse der bekannten Rooftop Bar mit fantastischer Aussicht genießen durften. In den Wintermonaten gibt es hier oben einen Igloo Garden – mit kleinen beheizten Kuppelzelten (die ihr aber im Vorfeld reservieren solltet). Zur Terrasse führt ein Aufzug, es gibt keine explizit rollstuhlgerechte Toilette.

Mazel Tov

Mediterranes Restaurant, umgeben von Sandsteinmauern, Hängepflanzen und Wintergarten. Dazu gute Musik und israelisches Essen, was will man mehr? Auf der Karte stehen orientalische Salate, marokkanische Schmortöpfe, Falafel, Labane, Baba Ganoush und co. Wir haben uns für Pita Sandwiches mit Falafel oder Shawarma entschieden und uns davor verschiedene Vorspeisen mit Hummus geteilt. Die Location hat wirklich ein besonderes Flair, abends wird hier sogar (meist ab 20 Uhr) Live-Musik gespielt – jedoch unbedingt reservieren, sonst darf man draußen Schlange stehen. Der Eingangsbereich hält ein paar Kopfsteinpflaster bereit, aber keine Stufen. Die Toilette ist im EG, nicht explizit behindertengerecht.

High Note Sky Bar

Da uns Rooftopbars ganz gut gefallen, sind wir anschließend gleich noch in eine weitere: die High Note Sky Bar direkt neben der beeindruckenden St.-Stephans-Basilika. Zu der Bar, die im Obergeschoss des Aria Hotel Budapest by Library Hotel Collection beheimatet ist, führt ebenfalls ein Aufzug. Im Erdgeschoss des Hotels befindet sich eine rollstuhlgerechte Toilette, auf die ich, während meines Besuches in der Stadt – aufgrund der zentralen Lage neben der Einkaufsstraße und dem Riesenrad – noch zwei Mal ausgewichen bin. Behindertengerechte Sanitäranlagen, gerade in den Restaurants & Bars, sind in Budapest leider viel zu selten vorhanden.

Baba Budapest

Modernes Restaurant mit schönem Ambiente- sehr freundliches, junges, aber auch aufmerksames Personal. Tagsüber läuft Musik im Hintergrund, abends legen öfter mal DJs auf. Die Abendkarte mit kleinen internationalen Speisen entspricht genau meinem Geschmack. Zwischen geröstetem Blumenkohl, Pasta mit Hüttenkäse, Süßkartoffel-Gnocchi und verschiedenen Fischgerichten fiel mir die Wahl gar nicht so leicht. Ich habe mich am Ende für den Lachs mit Gurke und Queller (sea asparagus) entschieden. Auch das Drinks-Menu kann sich sehen lassen – unsere Cocktails waren alle spitze. 

Die ungezwungene Atmosphäre mit der Musik war für uns Mädels neben dem Essen perfekt, wir haben uns sehr wohl gefühlt. Ins Lokal führt eine Stufe, die Toilette ist im Keller (ich bin wie gesagt auf das WC des Aria Hotels nebenan ausgewichen). Neben den normal hohen Esstischen kann man im Baba auch an der Bartheke essen, was ich richtig toll finde, aber womöglich nicht für jeden Rollstuhlfahrer geeignet ist. Wer ein hippes Restaurant sucht und für den die genannten Einschränkungen in Sachen Barrierefreiheit in Ordnung sind, dem kann ich das Baba empfehlen.

Kiosk Budapest

Tolles Restaurant mit Loftcharakter, in dem oft Live-Musik gespielt wird. Mochte den Ort nicht nur sehr gerne, weil er ebenerdig zugänglich und mit behindertengerechter Toilette ausgestattet war, sondern auch wegen der Menüauswahl und dem freundlichen Personal. Beim nächsten Besuch in Budapest würde ich sofort wieder hier hingehen. Das wechselnde Menü bietet viele vegetarische (auch vegane) Optionen – in Budapest nicht überall selbstverständlich.

Szimpla Kert

Eine der ersten und vermutlich die bekannteste Ruinenbar in Budapest. Man ahnt es von draußen noch nicht, aber das Gebäude bzw. die Bar ist riesig. Es gibt verschiedene kleine Räume mit skurrilen Objekten, Lichterketten und jeder Menger bunter Firlefanz. Der Eingang, das Erdgeschoss sowie der Außenbereich (Innenhof) sind ebenerdig und gut mit Rollstuhl zugänglich. Sollte am Eingang eine Schlange sein, muss man sich nicht anstellen und darf eine Begleitung mitnehmen. Das Publikum ist bunt gemischt, der Musikstil undefinierbar, aber es gibt überall was zu gucken. Getränke werden zwar in Plastikbechern kredenzt, haben aber trotzdem gut geschmeckt.

Preis-Leistung auch hier wieder sehr gut. Wer nach dem Tanzen hungrig ist, kann sich auf dem Karavan Street Food stärken – wobei davor wohl besser ist, der Markt hat nämlich nur bis 23 Uhr geöffnet, das Szimpla Kert bis 04:00 Uhr morgens.

Biarritz Restaurant

Nach einem etwas längeren Spaziergang entlang der Donau, haben wir uns für ein spontanes Mittagessen im Bistrorestaurant Biarritz entschieden. Das familiengeführte Restaurant ist innen recht klein, aufgrund des angenehmen Wetters haben wir ohnehin gerne auf der Terrasse Platz genommen. Aus der Menü Karte mit internationalen und osteuropäischen Gerichten wählen wir aus der Tagesempfehlung “Catfishstew” eine Art ungarische Fischsuppe und die Mädels außerdem gegrillten Kabeljau und ungarische Gulaschsuppe.

Es war alles sehr lecker, unser Kellner, Sohnemann des Restaurantbesitzers, war super aufmerksam und höflich. Das Restaurant liegt unweit des Visitor-Centers des Parlaments, in dem auch eine rollstuhlgerechte Toilette verfügbar ist.

Langos

Es war von vornherein klar, dass Sina nicht ohne Besuch im Nightmare Budapest, aber noch viel wichtiger: nicht ohne Langos zu essen, nach Hause fliegt. Direkt um die Ecke von unserem Hotel ist der Hunyadi Square Market – ein einfacher traditioneller Lebensmittelmarkt, in dem sich zufällig auch ein sensationeller Langos Imbiss befindet. Ab umgerechnet 2,50€ bekommt man die ungarische Spezialität mit Käse. Man kann die gebackenen Hefeteigfladen aber auch mit Sour Cream, Schinken, Zwiebeln oder auch süß belegen. 

TwentySix

Im grünen Innenhof des Stories Boutique Hotels ist das hippe Gartenrestaurant TwentySix zu Hause. Das Ambiente und die Einrichtung sind wirklich toll, man sitzt unter ganz hohen Decken mitten in einem Dschungel aus Pflanzen. Es wird Musik gespielt und auf dem Menü stehen mediterrane Speisen und viele Gerichte aus der israelischen Küche. Das Personal war nicht ganz so tiptop organisiert, aber sehr freundlich. Der Zugang ist ebenerdig, eine rollstuhlgerechte Toilette gibt es ebenfalls. Unbedingt reservieren!

Gozsdu Udvar

Am Rande des jüdischen Viertels direkt um die Ecke des TwentySix findet ihr die kleine Ausgehmeile Gozsdu Udvar. In der trubeligen Passage mit Lichterketten und bunter Deko an den Decken, reiht sich eine Bar neben die nächste Kneipe, dazwischen noch eine Spielhalle (mit ebenerdigem WC), Karaoke-Bars und ein paar Restaurants. Am Abend ist hier immer was los, perfekt für einen Drink und gute Unterhaltung.

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Mit niemandem sonst hätte ich lieber die Nächte in Las Vegas zum Tag gemacht, wäre zwischen brennenden Mülleimern und Neonschildern falsch abgebogen, auf einem Hausboot in Amsterdam gewohnt, unsere Koffer verloren, einen Flieger verpasst, durch Märchenpaläste in Portugal geschlendert, die steilen Hügel Lissabons erklommen, durch die Straßen Spaniens getanzt, in Hausschuhen und ohne BH durch Madrid gerollt, in Toledo ins Mittelalter getaucht, Riesenrad in London gefahren oder uns in den Fiestas von Sevilla verloren… Am Ende landen wir immer über den Dächern unseres Reiseziels, sitzen vergnügt auf den Rooftops von Hotels oder auch mal Parkhäusern, beobachten wie die Sonne am Horizont untergeht, stellen fest, dass wir auch nicht jünger werden, unsere Arme Bingo Wings spielen, aber jede neue Lachfalte es wert ist, als eine Erinnerung an einen weiteren unvergesslichen Mädelstrip.