Im Münsterland wartet das gute Leben – das verspricht zumindest der hiesige Tourismusverein, der uns dazu eingeladen hat, die malerische Region zu besuchen und dabei deren Barrierefreiheit mal etwas unter die Lupe zu nehmen. Lebensqualität wird im Münsterland groß geschrieben, das sagen Freunde von uns, die jahrelang dort gelebt haben. Aber auch wir spüren gleich nach unserer Ankunft einen besonderen Flair und freuen uns über die Herzlichkeit der Mitarbeiter, die wir beim Check-in in unserer Unterkunft verspüren. Darum sind wir schon gespannt auf ein paar abwechslungsreiche Urlaubstage im Münsterland mit Rollstuhl.
Alexianer Hotel am Wasserturm
Unser Hotel liegt eingebettet in flacher grüner Naturlandschaft, 15 Fahrminuten vom Stadtzentrum von Münster entfernt. In dem erst kürzlich sanierten Gebäudekomplex um den historischen Wasserturm wird sehr viel Wert auf Barrierefreiheit gelegt, sowohl für die Gäste als auch für die eigenen Mitarbeiter. Das Hotel am Wasserturm ist Hotel mit Herz und außerdem ein Inklusionsbetrieb, in dem Menschen mit und ohne Behinderung Seite an Seite arbeiten.
Alle Bereiche des Hotels und auch die Zimmer sind barrierefrei zugänglich und so gestaltet, dass sie bestmöglich die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen erfüllen. Vier der Zimmer sind rollstuhlgerecht, was sich vor allen Dingen in der Ausstattung des Badezimmers bemerkbar macht. Dazu gehören eine ebenerdige Dusche mit Sitz, beidseitig Haltegriffe an der Toilette und ein unterfahrbares Waschbecken. Das Hotel wurde nach dem Kennzeichnungssystem “Reisen für Alle” zertifiziert und gehört zum Verbund der Embrace Hotels.
Freundlichkeit ist eine Sprache, die taube Menschen hören und blinde Menschen sehen können.
Mark Twain
Stadt Münster
Das Münsterland hat eine reiche kulturelle Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Münster selbst, die Hauptstadt der Region, ist berühmt für ihre beeindruckend gotische und romanische Architektur, die historische Altstadt und den imposanten Dom. Die Stadt bietet eine Vielzahl von Museen, Galerien, Theatern und Konzerthallen und vor allen Dingen zahlreiche schnuckelige Cafés. Auf unserem Stadtrundgang, der zwar über etwas Kopfsteinpflaster, aber auch über viele abgesenkte Bordsteine führt, kommen wir an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei.
Dazu zählen die St. Lamberti Kirche, der Wochenmarkt am St. Paulus Dom zu Münster, der Erbdrostenhof sowie der Prinzipalmarkt. Unsere selbstgeführte Tour haben wir mit einem asiatischen Lunch bei Royals & Rice neben der Liebfrauen-Überwasserkirche beendet. Alternativ kann man mit dem roten Münsterbus an einer Sightseeing- und Stadtrundfahrt teilnehmen, die dank ausfahrbarer Rampen auch für Rollstuhlfahrende zugänglich sind.
Café 1648
Direkt neben der Tourist-Info von Münster befindet sich der Eingang zum Café mit der besten Aussicht über die Stadt. Mit dem Aufzug geht es ganz bequem in den 11. und 12. Stock des Gebäudes, in dem sich das Café 1648 mit 360°-Panoramablick befindet. Die Speisekarte verspricht vor allem regionale Spezialitäten, täglich wechselnde und vegetarische Mittagsgerichte, Frühstück und eine große Auswahl an Torten und Kuchen aus der hauseigenen Backstube. In dem Inklusionsunternehmen wird Menschen mit Behinderungen eine inklusive und gleichberechtigte Teilhabe am ersten Arbeitsmarkt ermöglicht. Eine rollstuhlgerechte Toilette gibt es ebenfalls vor Ort.
Elben
“Zwei Herzen” heißt elbēn auf Syrisch-Arabisch. Treu dem Motto möchte das syrische Restaurant eine Begegnungsstätte für verschiedene Kulturen sein, in der jeder Mensch willkommen ist. Wir waren in dem Bistro am Aasee und haben Manakish gegessen. Bei dem traditionellen Gericht, das vor allen Dingen im Libanon und Syrien beliebt ist, handelt es sich um eine Art frisch gebackenes Fladenbrot, das mit verschiedenem Belag serviert werden kann. Typische Zutaten wie Za`atar, eine Gewürzmischung aus Thymian, Zumach und Sesam, Olivenöl, gehackte Tomaten oder Zwiebeln und Käse können gleich mitgebacken werden. Klassische Beilagen sind Hummus, Labneh – eine Art Joghurt-Käse – oder Tabouleh.
Botanischer Garten
Der Botanische Garten in Münster gehört zu der Westfälischen Wilhelms-Universität und ist ein wichtiger Ort für die wissenschaftliche Forschung und Lehre der Botanik. Er ist aber auch für die Öffentlichkeit zugänglich und perfekt für einen Spaziergang durch die vielfältige Pflanzenwelt. Der Garten erstreckt sich über eine Fläche von etwa vier Hektar und beherbergt eine riesige Sammlung von Pflanzen aus der ganzen Welt. Fleischfressende Pflanzen, ein Taschentuchbaum, Rosengarten, Tropenhaus, Sukkulentensammlung, Kräutergarten, Gemüsebeet, Obstbäume und viele weitere thematische Bereiche. Vor allem zur Blütezeit im Frühling und Sommer strömt ein herrlicher Duft durch die bunte Blumenpracht.
Von März bis Oktober ist der Botanische Garten von 8 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos. Eine behindertengerechte Toilette findet ihr auch vor Ort. Parken könnt ihr am besten auf dem Parkplatz vor dem Fürstbischöflichen Schloss von Münster. Von hier sind es nur wenige Meter bis zum Botanische Garten, der direkt hinter dem Schloss und innerhalb des Schlossparks liegt. Für Interessierte gibt es regelmäßig Führungen, Workshops und Veranstaltungen, die das Wissen über Pflanzen und ihre Bedeutung fördern. Egal ob Naturliebhaber, Hobbygärtner oder einfach nur auf der Suche nach einem Ort der Erholung, der Botanische Garten ist wunderschön und meiner Meinung definitiv einen Besuch wert.
Skaters Palace
Mit ein Grund für unseren Besuch in Münster war das Konzert von Ziggy Alberts – ein Sänger aus Australien, der die Soundtracks für meine Reisen schreibt. Das Konzert fand im Skaters Palace statt, einer Skatehalle, in der auch oft Konzerte und ähnliche Events stattfinden. Der Zugang ist ebenerdig, wenngleich der betonierte Untergrund etwas uneben ist. Die rollstuhlgerechte Toilette, in der das WC einseitig anfahrbar ist, befindet sich etwas versteckt hinter dem Bar-Bereich. Es gibt keine speziellen Rollstuhlplätze oder ein Podest für Rollstuhlfahrende.
Wir durften seitlich vorne neben der Absperrung stehen und haben quasi von unten auf die erhöhte Bühne geschaut. In meinen Instagram-Highlights könnt ihr einen kleinen Einblick in den wohlklingenden Abend bekommen.
Lüdinghausen
Westlich von Münster, ca. 30 Fahrminuten entfernt, befindet sich der idyllische Ort Lüdinghausen. Die Stadt hat eine pittoreske Altstadt, einen Rosengarten und ist außerdem bekannt für ihre Burgen und das Wasser. Nach einem kleinen Stadtspaziergang haben wir uns zunächst im Bistro Zaid gestärkt. Das Kaffeehaus ist barrierefrei zugänglich und mit einer rollstuhlgerechten Toilette ausgestattet. Es liegt direkt gegenüber der Kirche St. Felizitas, von dort sind wir durch den Park de Taverny, vorbei an der Burg Lüdinghausen zur Burg Vischering.
Burg Vischering
Burgfräulein für einen Tag ist hier auch für Rollstuhlfahrerinnen möglich, denn das besondere an der Burg Vischering: sie ist fast komplett rollstuhlgerecht. Dank Aufzug, elektrischen Türöffnern und Rampen kann man sowohl das Ober- und Erdgeschoss der Wasserburg als auch den Gewölbekeller mit Rollstuhl besichtigen und am barrierefreien Rundgang durch die Dauer- und Sonderausstellung teilnehmen.
Der Ticketpreis für Erwachsene beträgt 7,50€, Ermäßigte 5€ und mit einem B im SB-Ausweis ist die Mitnahme einer Begleitperson kostenlos. Selbstverständlich gibt es auch eine behindertengerechte Toilette und direkt hinter dem Zugbrückentor und neben dem Hausteich in den ehemaligen Pferdestallungen befindet sich das Café Reitstall.
Wir hatten das große Glück, eine kurzweilige, sehr lustige und herzliche Führung über das Leben im Mittelalter und den ehemaligen Bewohnern der Burg vom Burgherren ähhh Burgleiter Dominik Olbrisch persönlich zu bekommen. Die Dauerausstellung der Burg führt mit interaktiven Elementen vom 13. bis ins 20. Jahrhundert. Der Höhepunkt ist der Rittersaal, dem auf spannende Weise wieder Leben eingehaucht wird.
Ist das Münsterland mit Rollstuhl eine Reise wert?
Absolut! Mit seinen malerischen (Park-)Landschaften, den weitläufigen Feldern, charmanten Städten und Dörfern, die mit Flüssen durchzogen sind und einer Vielzahl kultureller und historischer Sehenswürdigkeiten, bietet die Region eine Fülle von Erlebnissen für ihre Besucher. Es gibt zahlreiche Rad- und Wanderwege, die es ermöglichen, die Natur auch mit Rollstuhl zu erkunden. In Vreden im westlichen Münsterland hatten wir bereits das Vergnügen mit einem Fun2GoBike die „NaturTour für Alle“ entlang zu radeln.
Die Menschen, denen wir bei diesem als auch beim letzen Aufenthalt im Münsterland begegnet sind, waren ausgesprochen herzlich. Egal ob auf dem Konzert, in Cafés oder beim Bummeln, wir sind überall ganz einfach mit den Menschen ins Gespräch gekommen. Die Stimmung war während der gesamten Zeit ausgelassen und entspannt. Das gute Leben und jede Menge weitere barrierefreie Ausflugsziele – die wir selbst noch nicht alle haben entdecken können – warten hier wirklich auf dich.