Nach unserer abenteuerlichen Rundreise durch Südafrika haben wir uns für die nächste Reise nach Afrika das Land Namibia ausgesucht. Die Unterkünfte unserer 3-wöchigen Rundreise habe ich euch hier bereits vorgestellt. In diesem Beitrag soll es um mögliche Ausflugsziele gehen und wie ihr Namibia barrierefrei kennenlernen könnt.
Einige Aktivitäten habe ich diesmal mit Unterstützung von Anchor Adventures gebucht. Das deutsch-namibische Team hat sowohl Mitarbeiter in Deutschland als auch vor Ort in Namibia, was die Kommunikation im Vorfeld und die Organisation vor Ort sehr erleichtert hat. Gerade was die Abstimmung einzelner Aktivitäten in Bezug auf Barrierefreiheit betrifft. Passend zu unserer Reiseroute zeige ich euch gern, wie ihr euren Trip wunderbar ergänzen könnt. Um vor Ort immer mobil zu bleiben und nie die Orientierung zu verlieren, haben wir uns bei Anchor Adventures einen Wifi-Hotspot mit unbegrenzten Datenvolumen geliehen, der immer im Fahrzeug lag, und ein lokales Handy für mögliche Anrufe sowie Kartenmaterial.
Namibia bedeutet für mich ewige Weiten, Wüste und Wildtiere. Wir sind noch durch kein Land der Welt gefahren, in dem man nach hunderten Kilometern kaum andere Menschen aber jede Menge freilebende Tiere sieht. Die Natur ist wahrlich einzigartig, von einem Ort zum anderen muss man manchmal hunderte Kilometer fahren, sodass wir einmal sogar in den Genuss des Phänomens einer Fata Morgana gekommen sind. Egal zu welchem Ziel ihr aufbrecht, es ist immer ratsam, reichlich Trinkwasser und ein paar Snacks dabei zu haben.
Safari in Namibia barrierefrei
Die Tierwelt in Namibia ist vielfältig – der perfekte Ort für Safari. Egal ob als geführte Tour oder Selbstfahrer, der Etosha Nationalpark, die Kalahari oder Namib Wüste und Damaraland eignen sich hervorragend um der vielfältigen Tierwelt näher zu kommen. Die meiste Zeit waren wir in Namibia als Selbstfahrer mit unserem Mietwagen unterwegs. Ich muss jedoch gestehen, dass ich auch gern mit erfahrenen Rangern unterwegs bin. Durch deren Expertise kann man jede Menge über die Tiere und deren Gewohnheiten lernen. Außerdem sind die Ranger meist via Funk mit ihren Kollegen verbunden und erfahren so oft, wo sich gerade Tiere aufhalten.
In Südafrika hatte ich mir bereits den Traum erfüllt in einem erhöhten offenen Jeep zu sitzen, staubbedeckt durch die Prärie zu brettern und dabei nach den “Big Five” Ausschau halten. Dazu gehören: Löwen, Leoparden, Elefanten, Büffel und Nashörner. Das Nashorn konnten wir in Südafrika in freier Wildbahn leider nicht erspähen, dafür sind wir diesmal in den Genuss einer sehr magischen und unvergesslichen Begegnung mit zwei Breitmaulnashörnen gekommen. Neben den weißen Nashörnern haben wir in Namibia aber auch Löwen, Giraffen, Zebras, Hyänen, Honigdachse, Gnus, Oryx, Springböcke, Adler, Erdmännchen, Strauße, Cheetahs, Zebras, Antilopen und einen Jackal gesehen.
Wir haben im Februar noch das Ende der eigentlichen Regenzeit erwischt, weshalb die Wüste so grün war, wie schon seit 10 Jahren nicht mehr. Unglaublich schön und bedeutet zum Wohl der Tiere auch viele Wasserstellen. Die beste Reisezeit für Tierbeobachtungen in Namibia ist die Trockenzeit, also die Monate Juli bis Oktober. Durch die Trockenheit treffen sich dann die meisten Tiere vor allen Dingen in den Morgen- und Abendstunden an Wasserlöchern.
Swakopmund
Die Küstenstadt westlich von Windhoek eignet sich hervorragend für einen kleinen Stadtbummel am Meer entlang. 1892 wurde die Stadt von einem deutschen Kolonisten gegründet, weshalb ihr an vielen Häusern auch noch deutsche Schriftzüge findet. Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten zählen der Leuchtturm und die Mole, eine alte Mauer, die am Ufer des Atlantiks entlangführt. Sie war der Startpunkt unseres Spaziergangs, der am frühen Abend mit einem Dinner im The Tug sein Ende fand. Leider geht es nur über eine Treppe auf die Terrasse des Restaurants. Die Mitarbeiter haben Lorenz geholfen, mich und Lutzi hoch zu befördern. Vor dem Rückweg ins Gästehaus sind wir noch über Jettys Pier gelaufen. Dort gibt es das Jetty 1905 Restaurant, welches bei unserem Besuch leider Ruhetag hatte – dort hinein kommt man ohne Stufen.
Namib-Naukluft-Nationalpark
Unweit des Desert Quiver Camps befindet sich der Eingang des Namib-Naukluft-Nationalparks. Am Eingang könnt ihr ein Tagesticket kaufen, pro Person im Jahr 2022 80 NAD, für das Auto 10 NAD – sind umgerechnet ca. 10 € für 2 Personen und ein Fahrzeug. Im Nationalpark erwarten euch die ältesten und höchsten Sanddünen der Welt. Eine der höchsten Düne, sie wird “Daddy Cool” genannt, misst ca. 388 Meter. Eine der bekanntesten Dünen in Sossusvlei ist die Dune 45, auf die Lorenz auch gleich hochgekraxelt ist. Sie besteht aus ca. 5 Millionen Jahre altem Sand und misst zwischen 80 und 170 Metern. In dem Wüstengebiet gibt es außerdem noch den Sesriem Canyon und Deadvlei, wohl eines der bekanntesten Fotomotive aus Namibia. Beides ist mit Rollstuhl nur schwer zu erreichen. Für mich und Lutzi aufgrund des Sandes eigentlich gar nicht möglich. Bin erst wieder in Sossusvlei aus dem Auto ausgestiegen. Wir wurden spontan von ein paar Namibiern, die wir bei uns im Camp kennengelernt haben, zum Picknick eingeladen.
Katamaran Tour
Unsere Bootstour startet am Hafen von Walvis Bay. MolaMolaSafaris hat schon einige Rollstuhlfahrer mit an Bord getragen, vom Steg bis zum Boot ist es ein ganz schöner Absatz. Aber viele helfende Hände haben Lutzi und mich sicher auf den mit Motor betriebenen Katamaran befördert. Wir fahren Richtung Sanddünen, auf denen sich jede Menge Seehunde tummeln. Vorbei an der Flamingo Lagune und dem Wattbereich, auf dem zahlreiche Vogelarten leben. Wir sehen unterwegs nicht nur Flamingos, auch Pelikane und einen riesigen Schwarm Kormorane an uns vorbeifliegen. Am meisten fasziniert war ich allerdings von den Seehunden. Ein paar wilde Exemplare lassen sich mit Fisch sogar anlocken und sind während der Fahrt sogar hinten auf das Boot gesprungen. Ich war ganz schön perplex, als plötzlich ein Männchen von über 100 Kilo neben mir auf dem Boot saß. Es war ein wunderschöner und unvergesslicher Moment einem freilebenden Tier so nah zu kommen.
Sandwich Harbour 4×4
Nach der Katamaran Fahrt ging es für uns 80km südlich Richtung Sandwich Harbour – ein Naturschutzgebiet in der Namib-Wüste. Hier treffen die ältesten Sanddünen direkt auf das Meer. Es führt nur ein kleiner Küstenabschnitt dorthin, der nur bei Ebbe zu befahren ist. Also sollten Selbstfahrer (was ich aber nicht empfehlen würde) unbedingt auf die Gezeiten achten. Wir waren froh, mit unserem erfahrenen Fahrer Ecki – ein Afrikaner, der aber wie viele hier sehr gut deutsch spricht – unterwegs gewesen zu sein. Mit Allrad und wenig Bar auf den Reifen haben wir jede noch so steile Düne mitgenommen, es war eine richtige Achterbahnfahrt mit viel Kribbeln im Bauch. Die Tour dauert ca. 5h und beinhaltet ein Picknick. Ich habe vorher extra kaum getrunken, damit ich nicht hinter die Dünen machen muss 😉 Lutzi hätte in dem tiefen weichen Sand keine Chance gehabt.
Neuras Wine & Wildlife Estate
Kleine Weinprobe in der Wüste gefällig? Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber das Anwesen hat 5 natürliche Quellen, die täglich tausende Liter Wasser ergeben und den Anbau von Wein überhaupt erst möglich machen. Um die Weinreben vor Tieren zu schützen sind sie alle mit großen Netzen umhüllt. Das Neuras Wine Estate baut hauptsächlich rote Trauben an und hat einen Rosé im Sortiment. Wir durften die edlen Tropfen auch probieren, sie wurden uns gemeinsam mit einer Käseplatte gereicht, bei ca. 35 Grad. Während der Führung durch das Weingut wird euch erklärt, welche Rebsorten hier angebaut werden und welche Prozesse zur Herstellung notwendig sind. Auf dem Anwesen gibt es kein rollstuhlgerechtes WC, es war jedoch ebenerdig zugänglich.
Auf dem Anwesen gibt es außerdem ein 35 Hektar großes Gehege, in dem 7 gerettete Cheetahs ihr neues Zuhause gefunden haben. Sie wurden aus verschiedenen Gefahrensituationen befreit und könnten in freier Wildbahn leider nicht mehr überleben. Im Neuras Wildlife Estate dürfen sie gemeinsam als wilde Tiere ihren Lebensabend verbringen.
Windhoek – Township Tour
1990 wurde Namibia ein selbständiger Staat. Das Land wurde nach der deutschen Kolonisierung zunächst von Südafrika verwaltet. Die Hauptstadt Windhoek hat 2022 ca. 45.000 Einwohner. Über 50.000 davon wohnen in Wellblechhütten in einer Vorstadt von Namibia, dem Katatura Township. Wir durften dort das Vorschulprojekt Hope Initiatives Namibia besuchen und einen Einblick in den Alltag der Menschen bekommen, die dort arbeiten und leben. Sackie von Anchor Adventures, der unserer Tour begleitet hat, erzählt uns viel zur Geschichte Namibias, u.a. von dem Protest 1959 bei dem 11 Menschen ums Leben kamen. Ganz vorne dabei: Visolela Rosa Namises, eine der bekanntesten Aktivistin und Feministin des Landes. Die Freiheitskämpferin ist auch bekannt unter dem Namen Rosa Luxemburg des Südens oder Sister Namibia.
Nach der Geschichtsstunde ging es für uns auf den Oshetu Community Markt, um ein paar traditionelle Snacks zu probieren und Kleinigkeiten für den bevorstehenden Kochkurs zu besorgen. Vor allen Dingen Lorenz war unserer Köchin eine große Hilfe bei der Zubereitung landestypischer Speisen. Es gibt Oshithima (eine Art Porridge), Hähnchen, Spinat, Tilapia Fisch und Mopane Würme. Ihr habt richtig gelesen, Wüüüürmer – eine Delikatesse haben sie uns gesagt. Wie kann ich da nein sagen. Natürlich habe ich alles probiert und gegessen, einen Tag vor dem Heimflug. Lorenz verflucht mich manchmal für meine Einfälle, aber ich darf euch verraten, dass alles lecker war und uns gut bekommen ist. Ein richtig schöner Abschluss einer unvergesslichen Reise durch ein wunderschönes, weitläufiges Land.
Um Namibia barrierefrei zu erleben, bedarf es auch rollstuhlgerechter Unterkünfte. Hier entlang zum nächsten Beitrag.
Mega gut, dass du diese Reise gemacht hast. Ich kann mir vorstellen, wie schwer das Land im Rollstuhl zu bereisen ist, es ist ja fast überall Sand. 🙈
Freue mich richtig, dass du dieses grandiose Land erleben konntest