„Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ Diesen Satz werden vermutlich schon viele von euch kennen. Er stammt aus einem Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe und ich habe mir schon vor längerem vorgenommen, diesen mehr und mehr in mein Reiseverhalten zu etablieren. Man muss nicht zwingend weit reisen, um Schönes oder Wertvolles zu finden, es erwartet uns nämlich auch in unserer Umgebung. So sind die letzten Jahre einige Reisen und Ausflüge innerhalb Deutschlands dazugekommen.
In diesem Beitrag nehme ich euch mit in das schöne Saarland, eines der kleinsten Bundesländer Deutschlands, das sich in fahrbarer Nähe unserer Heimatstadt Mannheim befindet. Es liegt im Südwesten von Deutschland, wo es an Rheinland-Pfalz angrenzt und an unsere Nachbarländer Luxemburg und Frankreich. Das Saarland ist perfekt für Reisende, die Natur, Kultur und Gastfreundschaft suchen. Mit seinen malerischen Landschaften, historischen Stätten und einer Vielzahl an Freizeitmöglichkeiten, bietet das Saarland alles, was das Herz begehrt. Ich hatte große Freude das Saarland barrierefrei entdecken zu können und habe euch deshalb von dieser Reise die schönsten Tipps samt Infos zur Barrierefreiheit mitgebracht.
„Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,
Denn das Glück ist immer da.“
Johann Wolfgang von Goethe
Angel’s Hotel am Fruchtmarkt
Für unsere Reise durch das Saarland haben wir uns für das Angel’s Hotel am Fruchtmarkt in St. Wendel als Unterkunft entschieden. Das Hotel liegt mitten in der Altstadt und ist von charmanten, kleinen Gassen mit Kopfsteinpflaster umgeben. Es gibt in der Nähe zwei öffentliche Behindertenparkplätze, außerdem steht Hotelgästen eine Tiefgarage zur Verfügung. Zwei der 55 Zimmer sind rollstuhlgerecht und mit einem behindertengerechtem Bad ausgestattet. Dazu gehören ein unterfahrbares Waschbecken, Haltegriffe an der Toilette sowie eine ebenerdige Dusche mit Sitz. Das großzügig gestaltete Doppelzimmer ist sehr geräumig und hat eine wohnliche Atmosphäre.
Zum Hotel gehören eine Lounge, ein Wintergarten und das Restaurant Luise samt Terrasse mit Blick auf die Basilika St. Wendelin. Die Speisekarte ist vielseitig und abwechslungsreich, das Essen und der Service spitze.
Mögliche Alternativen: Angel’s Hotel am Golfpark (barrierefrei zugänglich), Peters Hotel & Spa (barrierefreie Doppelzimmer mit Seeblick + behindertengerechten Bad)
Baumwipfelpfad Saarschleife
Inmitten der Wipfel der Bäume spazierend, eröffnet sich ein unvergleichliches Panorama über das umliegende Tal und die mäandernde Saar. Ich starte direkt mit einem meiner Ausflugs-Highlights, dem Baumwipfelpfad Saarschleife. Der Pfad ist 1,2 km lang, stufenlos und hat eine maximale Steigung von 6%. Somit ist er auch mit Rollstuhl und/oder Kinderwagen gut befahrbar. Das Besondere ist der 42 Meter hohe Aussichtsturm, der eine unglaubliche Aussicht auf die Saarschleife bietet. Das Ausflugsziel im Naturpark Saar-Hunsrück eignet sich für die ganze Familie, die gerne Wissenswertes zur Natur- und Tierwelt entdecken möchten.
Menschen mit Schwerbehinderung erhalten Tickets zum ermäßigten Preis, die Begleitperson erhält kostenlosen Eintritt. Ein behindertengerechtes WC steht im Cloef-Atrium zur Verfügung und PKW-Stellplätze für Menschen mit blauem Parkausweis stehen bei P1 + P2 zur Verfügung.
Buchnas Landhotel & Restaurant Saarschleife
In unmittelbarer Nähe des Baumwipfelpfades befindet sich Buchnas Landhotel Saarschleife und deren fantastisches Restaurant. Perfekt für ein ganz besonderes Mittagessen aus einer kreativen, bodenständigen und leckeren Dorfküche. Auf der Speisekarte stehen ausgefallene Gerichte, in ganz außergewöhnlichen Kombinationen. Mir ist die Wahl nicht leichtgefallen, habe mich dann aber schließlich für ein cremiges Erbsen-Risotto mit gratiniertem Eifelmilde-Ziegenkäse, sautierten Kräuterseitlingen und geschmorten Vanille-Schalotten entschieden. Es war köstlich!
Das Hotel, die gemütlichen Gasträume sowie die Terrasse sind barrierefrei zugänglich und das WC behindertengerecht.
Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Die Völklinger Hütte, ein beeindruckendes Relikt der Industriekultur, zählt seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe und fasziniert Besucher mit ihrer monumentalen Architektur. Das einzige erhaltene Eisenwerk gilt als eines der bedeutendsten Industriedenkmäler weltweit und bietet spannende Einblicke in die Eisen- und Stahlproduktion. Bei einem Besuch empfehle ich, unbedingt an einer Führung teilzunehmen. Dabei besichtigt ihr die beeindruckende Gebläsehalle, riesige Maschinen sowie den Hochofen und erfahrt ebenso Spannendes wie auch Trauriges über das Leben der Arbeiter von früher. Dank einiger Rampen und mehreren Aufzügen ist die Völklinger Hütte für Rollstuhlfahrer komplett barrierefrei zugänglich.
Heute ist sie nicht nur ein Museum, sondern auch ein lebendiger Kulturort, der mit Ausstellungen, Konzerten und Events begeistert. Ein Besuch der Völklinger Hütte ist eine Reise in die Vergangenheit, die das industrielle Erbe und die kulturelle Vielfalt des Saarlands eindrucksvoll präsentiert. Während unseres Besuches hatten wir großes Glück, gleich zwei Ausstellungen zu sehen. Einmal die Urban Art Biennale sowie die Ausstellung “Der deutsche Film” mit über 100 Großleinwänden, die uns eine Reise durch 128 Jahre deutsches Kino beschert hat.
Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim
Ein Besuch im Kulturpark ist eine spannende Zeitreise, die die reiche gemeinsame Geschichte dieser grenzüberschreitenden Region eindrucksvoll zum Leben erweckt. Der Europäische Kulturpark Bliesbruck-Reinheim ist ein Ort, an dem Geschichte lebendig wird und sich die Grenzen zwischen Deutschland und Frankreich verwischen. Auf der Parkfläche von 700.000 m2, wo man die Landesgrenze übrigens überquert ohne es zu merken, gibt es einiges zu entdecken. Besucher können hier beeindruckende archäologische Stätten aus der Römerzeit und der keltischen Epoche entdecken, darunter gut erhaltene Thermen, Villen und Grabstätten. Ich empfehle euch bei einem Besuch die Lauschtour-App herunterzuladen und an einer Audio-Outdoor-Führung teilzunehmen. Dadurch bekommt ihr einen spannenden Einblick in das Leben und die Kultur vergangener Zeiten.
Unser Auto haben wir am Museum “Maison Jean Schaub” geparkt. Sowohl im Museum als auch in der Taverne auf dem Parkgrundstück gibt es rollstuhlgerechte Toiletten mit Haltegriff. Der Boden des Parks ist größtenteils fest, auch wenn er hin und wieder mit Kies oder Gras bedeckt ist, sodass ich keine großen Probleme hatte, mich mit Lutzi und meinem E-Fix-Antrieb fortzubewegen.
Blieskastel
Wir haben in Blieskastel an einer Stadtführung von dem sehr herzlichen, vielseitig interessierten und vor allen Dingen engagierten Andreas Schröder teilgenommen. Gestartet haben wir am Wallfahrtskloster Blieskastel mit seiner Heilig-Kreuz-Kapelle, sind über den Bürgergarten, bis zur und durch die Altstadt von Blieskastel geschlendert. Andreas hat uns dabei mit jeder Menge spannender Fakten zur “essbaren Stadt Blieskastel” versorgt und uns erklärt, was das Biosphärenreservat Bliesgau so besonders macht.
Das Biosphärenreservat Bliesgau ist ein von der UNESCO anerkanntes Schutzgebiet im Saarland, das sich durch seine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft auszeichnet. Es umfasst etwa 36.000 Hektar und ist bekannt für seine artenreichen Streuobstwiesen, ausgedehnten Buchenwälder und wertvollen Feuchtgebiete. Das Gebiet dient dem Schutz der biologischen Vielfalt und fördert zugleich eine nachhaltige Entwicklung der Region durch die Zusammenarbeit von Naturschutz, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Tourismus. Neben der Förderung von Artenvielfalt und ökologischer Forschung bietet das Biosphärenreservat zahlreiche Freizeitmöglichkeiten wie Wandern, Radfahren und Vogelbeobachtung. Also ideal für Naturliebhaber und Erholungssuchende.
Gut zu wissen: in der Tourist-Info von Blieskastel gibt es ein rollstuhlgerechtes WC.
Abtei Tholey
Die Abtei Tholey, eines der ältesten Klöster Deutschlands, beeindruckt mit ihrer über 1.200-jährigen Geschichte und ihrer prachtvollen Architektur. Besonders bemerkenswert sind die modernen Kirchenfenster des berühmten Künstlers Gerhard Richter, die ein einzigartiges Zusammenspiel von Tradition und zeitgenössischer Kunst bieten. Die Abtei Tholey hat sogar Maßnahmen getroffen, um einen rollstuhlgerechten Eingang in die frühgotische Abteikirche zu gewährleisten. Neben den 3 Stufen im Inneren der Kirche wurde ein in den Boden integrierter Hublift eingebaut, der dich per Knopfdruck mit Rollstuhl hoch und runter befördert. Ein wunderschönes Beispiel, dass Barrierefreiheit und Denkmalschutz co-existieren können.
Neben der Abtei führt ein Weg in den idyllischen Klostergarten, der die klösterliche Tradition der Selbstversorgung und des Heilpflanzenanbaus widerspiegelt. Hier werden verschiedene Kräuter, Blumen und Gemüse angebaut, die nicht nur die klösterliche Küche bereichern, sondern auch eine Quelle für natürliche Heilmittel darstellen.
Schaumbergturm
Die Landschaft des Saarlandes aus der Vogelperspektive kann man vom 586 Meter hohen Schaumbergturm in Tholey betrachten. Mit zwei funktionierenden Aufzügen erreicht man auch mit Rollstuhl die Aussichtsplattform auf der 11. Etage, die ein beliebtes Ausflugsziel der Region ist. Der Turm beherbergt im 3. OG die Dauerausstellung “Gipfeltreffen”, die euch alles über die Geschichte und Geologie des Schaumbergs, sowie Spannendes zur Historie zwischen den Ländern Deutschland und Frankreich erzählt. Der heutige Aussichtsturm dient seit 1976 als Symbol der deutsch-französischen Freundschaft.
Schaumbergalm
Die Schaumbergalm in Tholey ist ein beliebtes Ausflugsziel, Restaurant & Biergarten, direkt unter dem Schaumbergturm. Es ist der ideale Ort nach der Turmbesichtigung oder einer Wanderung zum Verweilen und natürlich auch zum Essen. Der große Gastraum hat eine irrsinnig urige und gemütliche Atmosphäre, die an eine traditionelle bayerische Alm erinnert. Auf der Karte stehen alpenländische aber auch regionale Spezialitäten, wie der “größte, saarländische Gefillde der Welt”. Ein Kartoffelteigkloß – nach Oma Elses Hausrezept – gefüllt mit Hackfleisch, Lauch und Brot, dazu Speckrahmsoße und Sauerkraut. Von der Alm hat man einen atemberaubenden Blick auf die umliegende Landschaft des Saarlands. Das Restaurant ist barrierefrei zugänglich und es gibt ein rollstuhlgerechtes WC.
Bostalsee – Saarland barrierefrei
Der Bostalsee liegt im Landkreis Sankt Wendel, eingebettet in eine malerische Landschaft. Um den See führt ein 6,6 km langer, ebenerdiger Rundweg, den wir so gerne für eine ausgiebige Handbike-Tour genutzt hätten. Für meine Mama, die mich auf der Reise ins Saarland begleitet hat, haben wir bei “Hin&Weg” einen E-Scooter ausgeliehen. Leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht, weshalb wir uns letztendlich für einen Spaziergang entlang des Astro-Erlebnisweges entschieden haben, an dem wir trotz Regenschirm pudelnass geworden sind. Wenigstens haben wir jetzt einen guten Grund, bei schönem Wetter wiederzukommen.
Der Bostalsee ist nämlich ein sehr vielseitiges Erholungsgebiet, das sowohl für Aktivurlauber als auch für Erholungssuchende eine Fülle von Möglichkeiten bietet. Dazu gehören Wassersport, Minigolf, Ferienparks, Spielplätze, Biergärten oder der Bootsverleih. Auf dem Rundweg um den Bostalsee gibt es direkt neben dem “Haus steht Kopf” ein WC am Seehafen mit einem behindertengerechten WC, das ihr mit dem Euro-Schlüssel öffnen könnt.
Weitere malerische Strecken für eine Handbike-Tour: Wendelinus Radweg, Bahnradweg St. Wendeler Land