„Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben“ – das trifft den Nagel wohl so ziemlich auf den Kopf. Ich bin Kim, mit Leidenschaft Reisende auf 4 Rollen und für jedes Abenteuer zu haben. Ich habe schon immer gerne fotografiert und gelesen. Neuerdings schreibe ich auch noch ziemlich viel auf wheeliewanderlust.de. Hier dreht sich alles um barrierefreie Reisen, die ich mit Lutzi erleben darf.
Lutzi – so heißt übrigens mein Rollstuhl!
Es ist eine kleine Macke von mir, Gegenständen einen Namen zu geben, die ich besonders mag. Lutzi ist mein Ein und Alles kann man schon sagen, ohne sie wäre ich aufgeschmissen. Sie ist ziemlich klein, ähnlich wie ein normaler Faltrollstuhl, zusammenklappbar aber mit elektronischen Rädern, die ich über einen Joystick bediene. Da das recht flott geht, heißt es immer: “ab geht die Lutzi”.
Die Gute hat auch mal ihre Wehwehchen. Ziemlich häufig spinnt der Akku oder wir haben ne „Schraube locker“ und dann ist es recht mühselig schnell Ersatz zu bekommen. Aber das sind nun mal die Tücken des Alltages, von ungnädigen Sanitätshäusern & co wollen wir hier nicht anfangen.
Ein größerer Rollstuhl, mit fest integrierten Akkus, kommt für mich aus vielerlei Hinsicht nicht in Frage. Ich könnte damit dann nicht mehr fliegen, ich käme nicht mehr auf die Hebebühne der Bahn, auch nicht mehr in den Fahrstuhl bei uns zu Hause oder ins Büro, ebenso wenig in mein extra umgebautes Auto. Lutzi passt einfach perfekt!
Auf Lutzi angewiesen bin ich seit ungefähr 20 Jahren. Früher kam sie nur bei längeren Wegstrecken zum Einsatz. Heute komme ich ohne sie leider nicht mehr so richtig vom Fleck. Im Alter von zwei Jahren wurde bei mir Spinale Muskelatrophie (SMA) diagnostiziert. Eine Art Muskelschwund, verursacht durch den Untergang motorischer Nervenzellen im Rückenmark. Dadurch werden Impulse an meine Muskeln nicht weitergeleitet, ich kann sie nicht mehr steuern…auf gut Deutsch: sie lösen sich auf. Angefangen hat es in den Beinen, ich merke es zunehmend aber im ganzen Körper und hoffe, dass es so schnell nicht meine Atemmuskeln erreicht. Aber daran möchte ich jetzt wirklich noch nicht einmal denken.
Doof war ein Unfall 2015, bei dem ich mir gleich 3x das Bein gebrochen habe. Nach der OP und 3 Monaten in einer Schiene, hat mir das natürlich auch die letzte Kraft meiner Beinmuskeln geraubt, sodass ich seither auch nicht mehr wenige Schritte in der Wohnung selbstständig gehen kann. Seitdem ist es auch besonders wichtig für mich, dass mein Urlaub weitestgehend rollstuhlgerecht ist.
Fernweh nach neuen Abenteuern
Das Fernweh packt mich seit ich denken kann – in mir sprudelt einfach der Drang neue Länder zu entdecken und fremde Kulturen & Menschen kennen zu lernen. In meiner Wahlheimat und Lieblingsstadt Mannheim bin ich gern zu Hause. Doch es dauert meist nicht lang, bis ich mir mein nächstes Reiseziel aussuche und mit den Vorbereitungen beginne. Sobald ich eine Reise plane, kann man fast sagen, dass ich 3x Urlaub mache. Es fängt mit der Vorfreude – meiner Meinung nach die schönste Freude – an, die bei mir, je näher der Urlaub rückt, bis ins Unermessliche steigt. Dann ist das wunderschöne Gefühl, welches mich die ganze Reise begleitet. Nach der Reise bleiben die unvergesslichen Eindrücke und Erinnerungen, in denen ich ewig schwelgen möchte.
Ich bin nicht der klassische Backpacker, mein Gepäck und mein fahrbarer Untersatz haben schließlich Rollen. Dennoch zieht es mich in die Wüste, auf Bäume oder hoch hinaus in die Berge!
Jeder, der mit einer Beeinträchtigung durchs Leben geht oder rollt, weiß, wie viel Abenteuer schon allein in einer Bus-, Bahn-, Flug- oder Schiffsreise stecken kann.
„Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an“
All den Stolpersteinen, die uns im Alltag begegnen, möchte ich nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken – die kennt ihr sicherlich zur Genüge. Ich möchte vielmehr von den Orten und Flecken der Erde erzählen, die es lohnt zu bereisen, auch wenn der Weg weit ist und Hindernisse nicht ausbleiben. Es lohnt sich, seine Comfort-Zone zu verlassen und dafür Neues zu entdecken. Für Reisen mit Rollstuhl bedarf es sicher einer ganz besondere Planung und Vorbereitung. Wenn wir unsere Erfahrungen und Erlebnisse teilen, dient es vielleicht dem Ein oder Anderen als Ansporn oder Planungshilfe.
Die Bedürfnisse eines jeden Rollstuhlfahrers sind verschieden, genau wie die Ansprüche an eine Unterkunft. Dennoch versuche ich so gut es geht, euch einen Eindruck von den örtlichen Gegebenheiten zu verschaffen. Auf meinen vergangenen Reisen habe ich bisher wenig Bilder von mir im Rollstuhl gemacht, auch nicht während der An- und Abreise oder von den Zimmern. In Zukunft will ich natürlich mehr darauf achten, damit ihr euch besser vorstellen könnt, wie es vor Ort aussieht.
Den ein oder anderen Hotel- und Restaurant-Tipp, den ich als “super-duper-rolligerecht” einstufen würde, findet ihr unter den einzelnen Reisezielen.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe, meine Bilder stimmen euch genauso reiselustig, wie ich es bin.
MY HAPPYPLACE – IS EVERYWHERE