La Dolce Vita – das süße Leben findet ihr nur wenige Autostunden von uns entfernt, am Comer See in Norditalien. Von Mannheim sind es gerade mal 5 ½ Fahrstunden an den Lago di Como, wie er auf Italienisch genannt wird. Nach dem Gardasee und dem Lago Maggiore der drittgrößte See Italiens. Das Urlaubsgebiet in der Lombardei ist eingebettet in das Bergpanorama der Alpen und die kleinen Dörfer entlang des Ufers bezaubern dich mit wunderschönen Villen, die über dem See thronen. Meine Freundin Franziska und ich waren fasziniert von der schönen Kulisse und den verführerischen Uferstraßen. Der Comer See hat übrigens die Form eines umgekehrten Ypsilons, unser Ausgangspunkt war der südwestlichste Zipfel – die Stadt Como. Unsere Entdeckungstour am Comer See mit Rollstuhl startet genau hier direkt am Wasser:
Hilton Lake Como
Unser kleiner Roadtrip nach Bella Italia war nicht von langer Hand geplant. Ganz im Gegenteil, relativ spontan haben wir bei einem Angebot des Hilton Hotels zugeschlagen, weil wir uns dort sicher sein konnten ein barrierefreies und auch rollstuhlgerechtes Zimmer zu bekommen. Entlang des Sees gibt es zwar noch jede Menge entzückende kleinere Hotels und Ferienwohnungen, leider die wenigstens rollstuhlgerecht. Davon abgesehen war der große Dachterrassen-Pool ziemlich verlockend und der beste Ort um Vitamin D zu tanken und die schöne Aussicht zu genießen.
Der Eingang des Hotels hat neben Treppen auch eine Rampe, im Gebäude selbst gibt es mehrere Aufzüge. Unser Zimmer war gänzlich barrierefrei zugänglich und das Bad mit Griffen und Duschsitz ausgestattet. Was uns Mädels den Aufenthalt ungemein erleichtert hat. Zur Dachterrasse und den Sonnenliegen führt ein Standard-Aufzug, zur oberen Pool-Ebene gibt es nochmal einen gesonderten Außen-Hublift, der an unserem 1.Tag leider defekt war. Wir hatten das Hotel ohne Verpflegung gebucht, um möglichst viel auswärts die italienische Küche zu genießen. Die Parkplätze vor dem Hotel und in der Tiefgarage waren kostenpflichtig. Mit dem blauen Behindertenparkausweis konnten wir kostenfrei auf den öffentlichen Parkplätzen direkt gegenüber des Hotels parken.
Bar Giuliani
Auf und um die Piazza Alcide de Gasperi tummeln sich verschiedene Restaurants, die nur eine Straße zum See trennen. Auf der Terrasse der Bar Giuliani haben wir uns niedergelassen und uns Fisch und Pasta schmecken lassen. Gleich nach dem Aperol, den hier wirklich jeder zu trinken scheint, dicht gefolgt von Negroni – was aber nicht ganz so unser Geschmack ist.
Bistrot Muralto
Das kleine Bistro mitten in der Altstadt von Como hat ein ganz entzückendes Ambiente, nette Kellner und ein paar Außensitzplätze mit denen man fast bis zur Piazza Alessandro Volta sehen kann. Die Karte des Bistros ist klein und bietet wechselnde italienische Gerichte (Fleisch und Pasta), die besonders schön angerichtet werden. Unser Lunch war super lecker. In das Lokal geht es über eine kleine Stufe und es gibt nur eine Toilette, die aber so groß ist, dass ich auch mit Lutzi mehr als genug Platz hatte.
Weitere Restaurants, die noch auf unserer Empfehlungsliste standen: Figli dei Fiori, The Market Place, La Vita è Bella und Ristorante Latteria San Fedele.
Brunate
Das kleine Örtchen Brunate liegt ca. 715 Höhenmeter über Como und erreicht man am besten mit der Standseilbahn “Funicolare Como-Brunate”. Sie soll auch für Rollstuhlfahrer geeignet sein, leider war sie während unseres Besuches zur Wartung geschlossen, weshalb wir mit dem Auto die Serpentinenstraßen hochgeschlichen sind. Parken ist da oben fast unmöglich, darum würde ich die Bergbahn empfehlen, was ich beim nächsten Mal unbedingt ausprobieren werde.
Bellavista (Boutique Hotel &) Restaurant
Wir waren im Bellavista Restaurant für ein Abendessen – der Sonnenuntergang und die Aussicht auf Como einfach fantastisch. Das Essen ist lecker, die Preise moderat und die Atmosphäre entspannt und ungezwungen. Ins Restaurant und zur Toilette führt ein schmaler Absatz, die Toilette war geräumig und mit Haltegriffen ausgestattet. Wir würden jederzeit wieder herkommen. Unser Hotel hat uns vor der Abfahrt ein Tisch auf der Terrasse reserviert.
Lenno
Für einen kleinen Tagesausflug haben wir uns das malerische Örtchen Lenno und seine Umgebung ausgesucht. Auf dem ca. 30km langen Weg entlang der Westküste kann man kurz vor Lenno einen guten Blick auf Isola Comacina werfen. Die kleine grüne Insel erreicht man allerdings ausschließlich mit dem Boot, Kanu oder man schwimmt rüber.
Wir haben uns für einen Spaziergang an der Uferpromenade von Lenno entschieden. Immer dienstags findet hier der Wochenmarkt statt, der neben Lebensmitteln auch Kleidung und anderen Schnickschnack bietet. Neben dem Platz der Kirche “Parrocchie Lenno e Ossuccio” gibt es einen kostenlosen Parkplatz und eine Eisfabrik.
Lido di Lenno
Übersetzt ins Deutsche bedeutet Lido = Strand. Nach unserem Spaziergang wollten wir es uns am Strand von Lenno gemütlich machen – ein kleiner Badeabschnitt vom Comer See. Leider sind die Liegen, um sich in der Sonne zu räkeln, nicht barrierefrei zugänglich. Sehr wohl aber die Beachbar bzw. das Beach-Restaurant. Wir kamen zum Glück nicht zum Plantschen, Cocktails & Lunch waren unser Ziel. Den bekommt man hier für ca. 30€ incl. Appetizer und Dessert. Das ist natürlich etwas hochpreisiger, dafür wird man mit einem tollen Service und einer wunderschönen Location belohnt. Es gibt keine behindertengerechte Toilette, aber die Toilette für Angestellte, die wir nutzen durften, war ebenerdig und gerade groß genug für Lutzi.
Villa Balbianello
Die wunderschöne Villa erreicht man entweder vom Wasser aus oder nach einer kleinen Wanderung. Dank der total herzlichen Bedienung des Lidos di Lenno hat sich glücklicherweise eine dritte Möglichkeit eröffnet. Durch die telefonische Anmeldung unseres Besuches, wurden uns die Tore zu einer privaten Zufahrtsstraße (unweit des Lido di Lenno) geöffnet, auf der wir direkt in den Hof der Villa vorfahren konnten (nur mit vorheriger Absprache möglich, die Tore müssen von innen geöffnet werden). Menschen mit Mobilitätseinschränkung rate ich darum unbedingt zu einer vorherigen Anmeldung, da der Hof lediglich Platz für 2 Autos bietet.
Von dem Parkplatz kann man große Teile der Gartenanlage auch mit Rollstuhl besichtigen. Allerdings sollte man wissen, dass der Boden ein paar Kieselsteine und Steigungen bereithält. Auf dem Gelände gibt es außerdem ein kleines Café und eine rollstuhlgerechte Toilette.
Wer jetzt denkt, die traumhafte Kulisse käme einem bekannt vor, hat Teile der Villa Balbianello womöglich schon bei Star Wars oder Casino Royal gesehen.
Bellagio
Von Como nach Bellagio sind es ca. 35km, für die man an den schmalen Uferstraßen mind. eine Stunde einplanen sollte. Der Weg dorthin ist mindestens so schön wie das entzückende Örtchen selbst. Wir waren an einem Montagvormittag hier unterwegs und fanden vorwiegend leere Gassen vor. Da sich Bellagio direkt auf der Spitze einer Landzunge (zwischen den Seearmen von Lecco und Como) befindet und nicht nur mit dem Auto, sondern auch prima mit dem Schiff (oder Fähre) erreichbar ist, ist er einer der Hauptanziehungspunkte am Comer See. Abgesehen von seiner guten Erreichbarkeit, ist Bellagio für seine malerischen Gassen, die prachtvollen Gärten und die mondänen Häuser bekannt. Die es aber überall um den Comer See zu bestaunen gibt. Die kleine Altstadt hält ein paar Kopfsteinpflaster und Stufen bereit, viele kann man davon im großen Bogen umfahren.
Lezzeno – Filario Hotel
Auf dem Rückweg nach Como haben wir eine kleine Pause für ein Erfrischungsgetränk gemacht und sind in das bezaubernde Boutique Hotel Filario gestolpert. Das moderne Designhotel wurde auf mehrere Etagen direkt am Ufer des Comer Sees errichtet. Der Eingang ist ebenerdig, die Zimmer und das Restaurant mit großer Außenterrasse sind dank Fahrstuhl ebenfalls ebenerdig zu erreichen. Ein Zimmer des Boutique Hotels wurde sogar für Rollstuhlfahrer modifiziert. Lediglich die unterste Etage mit Pool- und Seezugang erreicht man leider nur über einige Stufen. Von der großen Außenterrasse des Restaurants hatten wir einen 180°Blick aufs Wasser.
Den Comer See mit Rollstuhl zu bereisen ist sicher nicht überall kinderlicht, aber durchaus möglich und unbedingt lohnenswert. Wir sind direkt nach unserer Ankunft in den „Dolce Vita-Mood“ eingetaucht. Mit den barrierefreien Möglichkeiten und Alternativen hatten wir ziemlich viel Glück, zudem wurden wir überall mehr als herzlich empfangen. Lediglich rollstuhlgerechte Badestellen haben wir vergebens gesucht, vielleicht klappt das bei einem weiteren Besuch. Bei der nächsten Reise an den Comer See, wollen wir uns unbedingt die Ecken im Norden und Osten genauer anschauen…
Es währe schön mir da info zu geben möchte Kerne dort ihn reisen bin allein rollstuhlfahrerer Karl
Hallo Kim,
Dein Blog ist wirklich sehr interessant. Ich bin 15 Jahre alt und sitze seit 1,5 Jahren im Rollstuhl. Das Problem von mir und meiner Familie ist immer einen passenden Urlaubsort zu finden, der für mich geeignet ist. Was ich sehr empfehlen kann ist Südtirol. Die Menschen dort sind sehr offen und die Städte sind sehr behindertengerecht. Wir waren diesen Sommer auch einen Tag in Florenz, aber dort ist der Untergrund auf den Straßen sehr schwierig zu befahren.
Liebe Grüße, Ida
Hallo Ida, schön, dass du Wheeliewanderlust gefunden hast. Ich hoffe, du findest hier noch ein paar passende Urlaubsorte für dich und deine Familie 🙂 Südtirol ist wirklich wunderschön, unser letzter Aufenthalt dort ist leider viel zu lange her…
Alles Liebe & viele Grüße Kim
Hallo,
herzlichen Dank für die nützlichen Infos, wir möchten gerne mit meiner Mutter (im Rollstuhl) an der Comer See und Infos zur Barrierefreiheit sind leider Mangelware.
Viele Grüße
Manuela
Hi Manuela, gerne! In Sachen Barrierefreiheit war es jetzt wirklich kein „Schlaraffenland“ – aber wir haben uns einfach durchgefragt und auch mal eine Toilette des Nachbarlokals aufgesucht. War kein Problem 🙂 Wir fahren dieses Jahr auch nochmal nach Italien, aber eher Richtung Gardasee. Alles Liebe für Euch, Kim