Die Sächsische Schweiz ist bekannt für ihre beeindruckenden Felslandschaften und ihre wunderschöne Natur, die einen Teil des Elbsandsteingebirges ausmacht. Perfekt für einen Tagesausflug, eine Auszeit für ein langes Wochenende oder euren nächsten Aktivurlaub. Wir befinden uns hier im Osten Deutschlands, ca. 40 km von Dresden entfernt und direkt an der Grenze zu Tschechien, wo sich das Gebirge unter dem Namen Böhmische Schweiz fortsetzt. Die beliebte Region ist zwar u.a. für ihre abenteuerlichen Wander- und Klettertouren bekannt, warum Rollstuhlfahrende auch auf ihre Kosten kommen, verrate ich euch in diesem Beitrag. Die Sächsische Schweiz barrierefrei zu erleben ist wunderbar möglich.
Waldidylle Gohrisch
Da wir aus Süddeutschland anreisen, war klar, dass wir hier mindestens ein verlängertes Wochenende verbringen möchten und als Unterkunft haben wir diesmal kein Hotel gewählt, sondern ein ganz idyllisch gelegenes Ferienappartement. Wir haben uns dazu den Luftkurort Gohrisch ausgesucht und in der Waldidylle Gohrisch eingecheckt. Der Name ist hier ganz klar Programm, das renovierte Landhaus liegt nämlich mitten im Grünen am Waldrand, am Fuße des Tafelbergs Gohrisch und mit Ausblick auf den Lilienstein.
Die barrierefreie Ferienwohnung Pfaffenstein gibt es ab 110€ pro Nacht und ist für 2 (bis 5) Personen ausgelegt. Sie befindet sich im Erdgeschoss des Nebengebäudes und lässt sich vom Parkplatz ebenerdig erreichen. Die 50qm sind in eine voll ausgestattete Wohnküche, ein Schlafzimmer mit Doppel- und Etagenbett und ein rollstuhlgerechtes Badezimmer mit Duschsitz und Haltegriffen an der Toilette aufgeteilt.
Gäste der Ferienwohungen können auf Wunsch ein Frühstück hinzubuchen. Es wird in Form eines Buffets mit frischen Produkten aus der Region im Hauptgebäude serviert. Den lichtdurchfluteten Raum mit Blick auf den Lilienstein, erreicht man mit Rollstuhl über den Zugang der Hauptstraße und über eine einzelne Stufe am Gebäudeeingang.
Festung Königstein
Neben der atemberaubenden Natur hat die Region auch einige kulturelle Sehenswürdigkeiten zu bieten. Ein Highlight unseres Besuches in der Sächsischen Schweiz ist die berühmte Bergfestung Königstein. Majestätisch gelegen auf einem Felsplateau 247 Meter über der Elbe. Keine Sorge, es muss niemand, der nicht möchte, nach oben wandern. Neben einem gläsernen Panoramaaufzug, der aus Sicherheitsgründen nur von Fußgängern genutzt werden kann, gibt es noch einen weiteren Aufzug, der dich mit Rollstuhl bequem nach oben auf das Plateau befördert. Die Anlage hat eine Fläche von 9,5 Hektar mit einer schönen Gartenanlage und sogar einem kleinen Wäldchen.
Übrigens dürfen RollstuhlfahrerInnen bis direkt vor die Festungsmauern vorfahren und mit dem blauen EU-Parkausweis kostenlos auf den Behindertenparkplätzen parken. Der Eintritt für Personen mit Schwerbehinderung ist ermäßigt und mit dem Merkzeichen “B” im Ausweis gilt freier Eintritt für die Begleitperson.
„Kanonendonner und Königsträume – Ein Tag auf der Festung“
Mächtig beeindruckt hat uns der 1,7 km lange Panoramaweg, der euch entlang der Festungsmauern vorbei an tollen Aussichtspunkten, Wachtürmen, der Königsnase, einer Pfeilschanze und Kanonen führt. Von hier oben habt ihr wirklich den allerschönsten Blick auf die Region und das Elbsandsteingebirge – bis auf ein kleines Stück (zwischen Friedrichsburg und Hungerturm) kann man hier mit dem Rollstuhl komplett entlang rollen. Es gibt immer wieder Aussparungen in dem generell nicht allzu hohen Außengemäuer, sodass ich auch in sitzender Position eine gute Aussicht auf die umliegenden Fels- und Sandsteinformationen habe.
Wir werfen auch noch einen Blick in ein paar der 50 wahnsinnig gut erhaltenen und schön restaurierten Bauwerke, die größtenteils mittels Rampe und Aufzügen für Rollstuhlfahrer zugänglich gemacht wurden.
Unsere Entdeckungsreise führt uns u.a. in das Alte Zeughaus, das Kommandantenhaus und den dazugehörigen Pferdestall, das Schatzhaus, die Streichwehr, die Georgenburg und das Geschoss- & Pulvermagazin. Es gibt eine Dauerausstellung und immer wechselnde Sonderausstellungen mit vielen interaktiven Elementen für Groß und Klein, die dich in die Geschichte eintauchen und die Entwicklung von der Burg zur Festung spielerisch miterleben lassen. Die aktuelle Sonderausstellung während unseres Besuches im Mai 2025 heißt „Entlang der Elbe“ und hat direkt sehr schöne Erinnerungen an meine Reise nach Dresden und Meißen geweckt.
Ganz wichtig: Bringt – wenn ihr einen habt, was ich grundsätzlich nur empfehlen kann – euren Euro-Schlüssel mit – damit könnt ihr nicht nur die rollstuhlgerechten Toiletten öffnen, sondern auch den Fahrstuhl zur Sonderausstellung selbständig bedienen. Weitere Informationen zur Barrierefreiheit der Festung Königstein und einen Rundgangsplan für Rollstuhlfahrer findet ihr auf der Website der Festung.
Auf der Festung gibt es, wie ihr seht, einiges zu entdecken. Man kann gut und gerne einen halben Tag hier verbringen und auch bis der nächste Hunger kommt. Das gastronomische Angebot ist vielfältig und richtig lecker. Ihr könnt zwischen dem Ausschank “zum Musketier”, der Festungsbäckerei, der Napoleonküche oder dem Offizierskasino wählen. Für Letzteres haben wir uns entschieden und uns die Spinatknödel und Spargelsuppe schmecken lassen. Bei sonnigen Wetter wartet der Biergarten auf euch, aber auch die urige Gaststube ist sehr gemütlich eingerichtet.
Bastei
Einer der bekanntesten Aussichtspunkte und das vermutlich beliebteste Fotomotiv in der Sächsischen Schweiz ist die Bastei und die historische Brücke. Die einzigartige Felsformation aus Sandstein thront 194 Meter über der Elbe. Die 76 Meter lange Basteibrücke, die die Felsen miteinander verbindet, erreicht man nur über Stufen. Was ihr jedoch ebenerdig und bequem mit Rollstuhl erreichen könnt, ist die Basteiaussicht in Lohmen. Von der Plattform aus hat man einen Panoramablick auf das Elbtal, das Umland und die malerischen Felsschluchten.
Den Standort des kostenlosen Behindertenparkplatzes habe ich hier für euch verlinkt. Von dort führt ein ca. 1 km langer, asphaltierter Weg zur Aussichtsplattform. Mit dem Euro-Schlüssel könnt ihr vor Ort das rollstuhlgerechte WC öffnen.
Den Besuch bei der Bastei kann man hervorragend mit einem Waldspaziergang verbinden. Der Tourismusverband Sächsische Schweiz e.V. empfiehlt dazu die Rollstuhl-Tour “Vom Steinernen Tisch zur Bastei”.
Restaurant Quartier 5
Im Landgasthof in Gohrisch trifft moderne Küche auf regionale Raffinesse. Das stilvoll eingerichtete Restaurant Quartier 5 ist ein echter Geheimtipp für Alle, die liebevoll zubereitete Speisen in entspannter Atmosphäre mögen. Beim lesen der kreativen Speisekarte ist uns schon das Wasser im Mund zusammengelaufen. Die Auswahl der saisonal wechselnden Gerichte bietet neben Fisch- und Fleischgerichten auch vegetarische und vegane Optionen. Wir haben uns für eine Fisch- und Spargelsuppe sowie gebratenen Zander mit Spargelrisotto und Parmesanschaum entschieden und das war einfach nur köstlich. Über den Hof und die Terrasse habt ihr ebenerdigen Zugang zum Restaurant. Die Toilette ist zwar nicht mit Haltegriffen ausgestattet, bietet jedoch genügend Platz, um mit Rollstuhl heranzufahren.
Sächsische Schweiz barrierefrei erleben
Der Tourismusverband Sächsische Schweiz hat viele weitere rollstuhlgerechte Touren erarbeitet und gemeinsam mit einem Aktiv-Rollstuhlfahrer für euch getestet. Dazu zählen Wanderwege mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden, Handbike-Touren und barrierefrei zugängliche Ausflugsziele. Dass sich Berge und Barrierefreiheit nicht ausschließen, zeigt auch ein Blick auf die Website, die euch einen umfassenden Überblick über weitere rollstuhlgerechte Urlaubsangebote bietet. Alternativ oder zusätzlich dazu könnt ihr euch die Broschüre “Sächsische Schweiz barrierefrei erleben” hier herunterladen.
Bei unserem nächsten Besuch würden wir die Rollstuhl-Tour „Zum Felsentor im Uttewalder Grund„ und die Kanu-Aktiv-Tour ansteuern wollen.