Gemeinsam mit meiner Schwester Vivien ging es Ende Oktober an die Costa Blanca. Den ersten Teil unserer barrierefreien Reise verbringen wir in der trubeligen Stadt Benidorm. Wir wollten allerdings noch eine andere Seite der Urlaubsregion kennenlernen, weshalb wir uns für einen Besuch in einem kleineren Küstenstädtchen Villajoyosa und einem Abstecher in die Berge entscheiden. Unsere Mission: viele schöne Orte an der Costa Blanca barrierefrei erkunden.
Villajoyosa
Villajoyosa, nur wenige Kilometer von Benidorm entfernt, begeistert mit seiner bunten Altstadt und entspannten Atmosphäre. Die farbenfrohen Häuser entlang des Flusses Amadorio erzählen auch die Geschichte der Fischer, die ihre Häuser einst so bunt bemalten, um sie vom Meer aus leichter zu erkennen. Die gepflasterten und asphaltierten Straßen der Altstadt sind relativ gut zugänglich, sodass Rollstuhlfahrer problemlos die charmante Umgebung erkunden können. Wir haben uns für eine kleine Stadtführung entschieden, um mehr über das Leben & die Traditionen von früher zu erfahren.
Dazu werden wir von Juan direkt an unserer Unterkunft, dem Hotel Allon Mediterrania*, abgeholt. Unsere Stadtführung durch das charmante Küstenstädtchen startet also direkt an der Strandpromenade, führt uns durch die verwinkelten Altstadtgassen, über den Plaça de les Moreres, durch die berühmte Carrer de Colon mit dem geschichtsträchtigen Cafe Mercantil, bis hin zum Denkmal Muralles de la Vila Joiosa und schließlich zur Church of Our Lady of the Assumption am Placa Castelar. Zum süßen Abschluss gibt es ein kleines Churros-Schokoladen-Tasting bei Valor. Wir sind zur Verkostung gleich in die Chocolaterie gegangen. Wer aber mehr über die lokale ortsansässige Schokoladenherstellung erfahren möchte, kann der Schokoladenfabrik und dem Museum von Valor einen Besuch abstatten.
Zudem bietet die Stadt barrierefreie Strandabschnitte mit breiten Rampen und Hilfsmitteln für einen komfortablen Badeurlaub. Besonders gut geeignet ist der Abschnitt Platja de la Basseta d’Oli, an dem auch mehrere Behindertenparkplätze zur Verfügung stehen. Das charmante Küstenstädtchen hat uns total gut gefallen- ein perfekter Mix aus Geschichte, Genuss und mediterraner Lebensfreude.
*Ergänzung zu unserem Hotel: Die Lage direkt an der Strandpromenade ist absolut fantastisch. Allerdings fanden wir es total schade, dass die rollstuhlgerechten Zimmer leider nur zur Seite gingen, während alle anderen Zimmer direkten Meerblick haben.
Made Restaurant
Apropos Genuss: dieses kleine, familiengeführte Restaurant, unweit des Hafens von Villajoyosa, möchte ich euch wärmstens empfehlen. Das Made ist ein echter Geheimtipp für Feinschmecker, die hochwertige Küche in entspannter Atmosphäre genießen möchten. Mit einer modernen Interpretation mediterraner Klassiker bietet das Made eine Speisekarte, die sowohl Kreativität als auch regionalen Geschmack widerspiegelt. Matthias, das M in Made, ist nicht nur ein guter Gastgeber, vor allen Dingen auch ein begnadeter Koch. Jeder Gang ein Gedicht und vor allen Dingen mit viel Liebe gekocht, so hat es zumindest geschmeckt. Bei uns kamen hauptsächlich frischer Fisch und Meeresfrüchte auf die Teller und mein Muschelsud war der absolute Oberhammer. Der Zugang zum Restaurant ist ebenerdig. Der aufmerksame Service und die stilvolle, gemütliche Einrichtung machen das glutenfreie Restaurant zur besonderen kulinarischen Freude.
Pego
Wir machen einen Ausflug und fahren nach Pego, eine Kleinstadt im Landesinneren. Rafa von Kanyamel-Tours begleitet uns dazu für einen Tag. Er zeigt uns nicht nur seine Heimatstadt Pego, sondern im Laufe des Tages noch andere schöne, ländliche Ausflugsziele. Ursprünglich hatten wir einen Besuch im Naturschutzgebiet Marjal de Pego-Oliva geplant. Doch der starke Regen am Vortag hat uns einen Strich durch den Plan gemacht. Wir befürchteten, dass der Boden der beeindruckenden Marschlandschaft einfach zu weich gewesen wäre, um mit Rollstuhl vorwärts zu kommen. Bei gutem Wetter sind Spaziergänge durch die Landschaft mit ihren seltenen Vogelarten, Reisfeldern und warmen Thermalquellen problemlos möglich.
Statt Sumpflandschaft geht es durch die gepflasterten Straßen von Pego, vorbei am Portal del Sala und der Church of la Asunción de Nuestra Señora. Die Kirche im Renaissancestil prägt das gesamte Stadtbild und ist von vielen Winkeln der Stadt gut sichtbar. Bevor wir zum nächsten Stopp der Tagestour fahren, gibt es zum Lunch eine traditionelle “La Crosta” – eine Reispfanne, die im Ofen mit Ei überbacken wird. Das Restaurant „La Placeta Bistro Bar” ist ein einfaches Lokal mit Außenplätzen, barrierefreiem Zugang und rollstuhlgerechter Toilette.
Vall de Gallinera
Etwa eine Stunde von Benidorm entfernt, ist dieses idyllische Tal, das zur Provinz Alicante gehört, das perfekte Ausflugsziel ins Grüne. Das Vall de Gallinera besteht aus acht kleinen, malerischen Dörfern, die durch eine rund 14 Kilometer lange Strecke verbunden sind. Diese Route ist bekannt als „Ruta dels 8 Pobles“ und bietet eine wunderbare Mischung aus Entspannung, Natur und Kultur. Die Umgebung ist reich an natürlichen Quellen, kleinen Wasserfällen, tollen Felsformationen und Wanderwegen, die durch Oliven- und Mandelhaine führen.
Alpatro
Wir besuchen zusammen mit Rafa das kleine Dorf Alpatro, das für seine Kirschbäume berühmt ist. Im Frühling stehen die Bäume in voller Blüte und verwandeln das Tal dann in ein Meer aus Rosa und Weiß. Um das Naturspektakel live zu sehen, waren wir im Oktober etwas zu spät, nicht aber um die ganzen Spezialitäten zu probieren, die hier aus dem Kirschanbau hergestellt werden. Wir machen einen kleinen Spaziergang durch die verwinkelten Gassen und stranden zum Schluss im “Autoservicio Carmen”, dem einzigen kleinen Supermarkt in Alpatro. Es wartet ein kleiner Picknick-Korb auf uns, dessen Inhalt wir an einem ganz gemütlichen Fleckchen vernichten.
Wir lassen uns am Dorfbrunnen nieder, werden von der Sonne geküsst und lassen uns Brötchen mit Kirschmarmelade, Kirschkekse und ein kleines Likörchen schmecken. Alles aus eigener Herstellung, produziert im Umland von Alicante. Eine geführte Tour, wie diese, bei der man allerhand über die Geschichte und Einwohner des Tals erfährt, kann ich für alle empfehlen, die ein authentisches, ruhiges und naturverbundenes Erlebnis suchen. Bevor wir zum letzten Programmpunkt aufbrechen, machen wir einen kleinen spontanen Stopp in dem Bergdorf Forna.
Meleca Miel – Bienenzucht
Den perfekten und süßesten Abschluss für unseren Tagesausflug an der Costa Blanca haben wir bei Meleca Miel. Ein kleiner Familienbetrieb, der in 3. Generation Bienenzucht betreibt. Meleca Miel sind für ihren Honig aus Azahar berühmt und für die herzliche Art der Familie bekannt. Wir besuchen das Mutter-Tochter-Duo in ihrem kleinen Shop in L’Atzúbia, nähe Pego. Der Empfang ist total freundlich, die Atmosphäre familiär und da die beiden wenig Englisch sprechen, verständigen wir uns so gut es geht mit Händen und Füßen. Während wir unseren eigenen Berghonig abfüllen und Bienenwachskerzen basteln, schwirren Honigbienen um uns herum. Wir haben nun die perfekten Mitbringsel für unsere Liebsten zu Hause und werden mit lauter Leckereien im Gepäck die Heimreise antreten.
Hier entlang zum ersten Teil unserer Reise nach Benidorm.