Mein Mann Lorenz und ich machen jedes Jahr einen großen gemeinsamen Urlaub für eine Dauer von zwei bis drei Wochen. Eigentlich reisen wir gerne in den Wintermonaten ganz weit weg, um vor den kalten, nassen und dunklen Tagen zu fliehen. Fernreisen nach Sri Lanka, Namibia oder Südafrika haben uns die letzten Jahre ganz viel Sonne und unvergessliche Momente beschert. Dieses Mal wollten wir gerne auf unserem Kontinent bleiben, darum haben die Reisezeit ein bisschen nach hinten auf Ende März/Anfang April verlegt. Portugal sollte das Reiseziel werden und da ich von diesem wunderschönen Land, außer Lissabon, noch nicht viel gesehen habe, war schnell die Idee eines kleinen Roadtrips geboren.
Eine Mischung aus Natur, Kultur, architektonischen und historischen Sehenswürdigkeiten gefällt uns am besten und da man Portugal das Land der Seefahrer und Entdecker nennt, hatten wir keinerlei Bedenken, genau das in unsere Portugalreise integrieren zu können. Dass wir Porto und Lissabon zuerst ansteuern, war schnell klar. Welche Orte es an der Algarve werden sollten, war hingegen etwas schwieriger auszuwählen. Auf der Suche nach geeigneten, also rollstuhlgerechten Unterkünften, habe ich Unzählige angeschrieben und mich anhand der erhaltenen Rückmeldungen dann für folgende Unterkünfte in Portugal mit Rollstuhl entschieden:
Porto – Fontinha Hotel
Schon alleine das warme Design und der himmlische Geruch im Fontinha Hotel haben enorm dazu beigetragen, dass wir uns hier sehr wohl gefühlt haben. Dazu kamen noch die Freundlichkeit der Mitarbeiter sowie das sagenhafte Preis-Leistungsverhältnis. In Sachen Barrierefreiheit erreicht man hier nicht ganz 100%, aber als rollstuhlgerecht darf ich es auf jeden Fall bezeichnen. In unserem barrierefreien Doppelzimmer wurde uns in der ebenerdigen Dusche ein Hocker bereitgestellt. Neben dem unterfahrbaren Waschbecken hatte unsere Toilette beidseitig Haltegriffe. Das Bett war ein bisschen höher als die Sitzfläche von Lutzi, irre bequem, nicht zu weich, dafür mit butterweicher Bettwäsche.
Unser Zimmer hatte sogar eine kleine Terrasse zum Innenhof, allerdings war der Durchgang für mich mit Lutzi zu schmal. Uns hat es nicht gestört, es gibt noch einen anderen zugänglichen Weg zur kleinen „Gartenterrasse“ des Hotels. Im Haus führt ein Aufzug zu den Zimmern. Die Stufen am Eingang überwindet man mittels Plattformlift, der vom Hotelpersonal bedient wird. Wir haben Ende März nur 36,40€ pro Person und Nacht (inkl. Frühstück) bezahlt – was wir wirklich sensationell finden. Auch wenn der Weg in die Stadt zu Fuß nur steil bergab ging (alternativ kann man den Bus nehmen), würden wir definitiv wiederkommen.
Lissabon – Lumen Hotel & Lisbon Night Show
In Lissabon ist die Auswahl der Hotels mit rollstuhlgerechten Zimmern etwas größer, dafür auch hochpreisiger als in Porto. Ausschlaggebend für die Wahl des Lumen Hotels waren u.a. die kostenlose Tiefgarage für unseren Mietwagen, das verfügbare rollstuhlgerechte Zimmer und das verhältnismäßig gute Preis-Leistungsverhältnis (66,50€ p.P. + Nacht). Je weiter man Richtung Zentrum (Praca do Comércio) kommt, desto höher wird der Preis, doch die Anzahl der barrierefrei zugänglichen Gebäude sinkt. Im Lumen Hotel hingegen sind alle Bereiche und Zimmer ebenerdig zu erreichen, es gibt mehrere Aufzüge auf allen Etagen. Allerdings steht nur ein Zimmer mit behindertengerechter Ausstattung zur Verfügung. Dazu gehören im Bad eine Toilette mit Haltegriffen und eine Dusche mit integriertem Sitz. Wer darauf angewiesen ist, sollte sich die Verfügbarkeit unbedingt bei der Buchung bestätigen lassen.
Die Einrichtung war dieses Mal eher nach Lorenz‘ Geschmack. Er nennt es „New-Retro-Tarantino-Touch“ in den Farben Orange und Gelb. Man kann leider die Fenster der Zimmer nicht öffnen, dafür gibt es eine kleine Klimaanlage. Was wirklich kein Problem für uns war, dennoch bevorzugen wir Frischluftzufuhr und schlafen gerne bei offenem Fenster. Wobei ich mir vorstellen kann, dass dies mitunter etwas zu laut in der turbulenten Stadt hätte sein können. Übrigens macht das Hotel seinem Namen alle Ehre und bietet jeden Abend um 22 Uhr im Patio, einem begrünten Innenhof, eine Lichtshow für die Gäste.
Weitere rollstuhlgerechte Alternative für Lissabon: behindertengerechtes Doppelzimmer im Hotel Convento do Salvador
Comporta – Quinta da Comporta
„Tranquilidade“, so nennt man auf Portugiesisch die himmlische Ruhe zwischen Reisfeldern und Pinienwäldern. Nicht weit hinter den Sanddünen warten jede Menge Storchennester und das Meer auf euch. Dieser magische Ort, von dem ich hier rede, ist ein etwas abgelegenes, dafür sehr traumhaftes Wellness Boutique Resort, das schon viele Jahre auf meiner Unterkunfts-Wunschliste steht: Quinta da Comporta. Ich bin unsagbar glücklich und weiß es sehr zu schätzen, dass wir es uns gönnen dürfen, in einem schnuckeligen Relaxzimmer wie diesem hier drei erholsame Tage mit viel Lesen, Baden und Schwimmen zu verbringen.
Zwei Doppelzimmer dieses Boutique Hotels sind rollstuhlgerecht. In dem geräumigen Bad mit großzügiger Badewanne erwartet euch neben ausreichend Haltegriffen eine ebenerdige Dusche mit Klappsitz und ein unterfahrbares Waschbecken. Die Materialien des gesamten Zimmers und der öffentlichen Bereiche sind überwiegend in hellen Farben gehalten, mit viel Holzmobiliar und bunten Wohnaccessoires ausgestattet. Zum Zimmer gehört eine kleine Terrasse mit Blick Richtung Garten und Sanddünen.
Die Anlage besteht aus mehreren Häusern, die mit gepflasterten Wegen oder Holzstegen miteinander verbunden sind. Der Untergrund ist relativ fest, sodass sich alle öffentlichen Bereiche gut mit Rollstuhl erreichen lassen. Dazu gehören das Restaurant, der Außenpool und Indoor-Wellnessbereich, die Rezeption und die Tiefgarage, in der wir unseren Mietwagen geparkt haben. Auf der großzügigen Anlage kreuzen vereinzelt kleine Pflastersteine deinen Weg.
Den nächstgelegenen Strand erreicht man grundsätzlich gut mit dem Fahrrad. Zu Fuß oder mit dem Rollstuhl braucht man etwa 40 Minuten für die 3km bis zum Praia do Carvalhal. In unserem Fall war der Mietwagen ohnehin unabdingbar, um die Umgebung zu erkunden. Das Frühstück gibt es hier jeden Morgen in Buffetform. Eierspeisen und Heißgetränke werden direkt an eurem Tisch serviert. Dieser Ort gehört sicherlich nicht zu unseren Schnäppchen auf der Reise, dennoch war es nach den ersten beiden Städten genau der richtige Ort zum Relaxen und Wohlfühlen.
Lagos – Avenida Hotel
Unser erster Stopp an der Algarve ist Lagos – die Stadt liegt im Süden Portugals an der westlichen Algarve. Im Lagos Avenida Hotel haben wir das einzige, aber sehr schöne und funktionelle, rollstuhlgerechte Zimmer des Hauses gebucht. Es befindet sich im 1.OG, das ihr mit einem von zwei Aufzügen erreichen könnt. Sogar eine Terrasse mit Liegestühlen gehört zu dem hellen und modern eingerichteten Doppelzimmer. Dusche und Toilette, beide mit Haltegriffen und Sitz ausgestattet, werden räumlich durch Milchglas abgetrennt, das Waschbecken ist direkt neben dem Schrank im großzügigen Eingangsbereich mit Ganzkörperspiegel.
Zweifelsohne ist das Highlight des Hauses die Dachterrasse mit Pool und Blick auf den Hafen. Der perfekte Ort, um vor dem Frühstück – das hier auch ganz ausgezeichnet war – eine Runde zu lesen oder sich nach dem Sightseeing auszuruhen. Dank der idealen Lage des Hotels an der Marina, läuft man nur wenige Meter in die entzückende Altstadt oder nur 5 Minuten zum nächsten Strand. Direkt vor dem Haus ist ein ausgewiesener Behindertenparkplatz, was natürlich perfekt für uns mit Mietwagen war. Um am Hoteleingang eine große Stufe zu überwinden, steht ein kleiner Hublift zur Verfügung, der 24/7 vom Hotelpersonal für euch bedient wird. Wir haben uns in Lagos sehr wohl gefühlt, der perfekter Mix aus Stadt und Küste – würden wieder hierherkommen.
Tavira – Colegio Charm House
Der letzte Stopp auf unserem kleinen Portugal Roadtrip ist die gemütliche Küstenstadt Tavira. Unser charmantes Gästehaus wurde im 18. Jahrhundert für den Koch des Königs von Portugal erbaut und war im Anschluss für viele Jahre eine Schule für Jungs. Schließlich wurde es zu einem späteren Zeitpunkt von einem Ehepaar erworben und umgebaut. 2021 hat das “Colegio-Charm-House” seine Türen mit 20 verschiedenen Gästezimmern neu eröffnet. Diese tragen heute Mädchennamen und keines gleicht dem anderen. Eines davon ist relativ barrierefrei und kann auch von Gästen mit Rollstuhl genutzt werden. Lutzi und ich haben es ausprobiert und uns pudelwohl gefühlt.
Die ebenerdige Dusche mit Sitz war wunderbar, es fehlen (für mich) nur noch Haltegriffe an der Toilette. Wer im Zimmer keine Pirouetten drehen muss und mit Durchgängen von 68cm zurechtkommt, dem wird es hier gefallen. Zum Zimmer gehört eine Gemeinschaftsterrasse mit kleinem Pool, die man sich mit 2 weiteren Zimmern teilt.
Das Haus liegt an einem Hang. Durch die Einfahrt und eine kleine Rampe erreicht man den Hauseingang, das Restaurant, die Bar und natürlich auch das Zimmer. Das Haus ist wirklich etwas ganz Besonderes, die Mitarbeiter alle sehr herzig, wie überall in Portugal nach unseren Erfahrungen.
Und als eines morgens noch meine Lieblingsschauspielerin meiner zuletzt gesehenen Netflix-Serie „The Good Doctor“ beim Frühstück saß, war es ohnehin um mich geschehen. Es war der perfekte Abschluss für unsere Portugal Reise, die wir eines Tages garantiert wiederholen. Es gibt nämlich noch so viel mehr zu sehen in Portugal.
Ihr dürft euch also schon auf meinen nächsten Beitrag freuen. In dem es sich um die zahlreichen Sehenswürdigkeiten als auch die schönen Freizeitaktivitäten dreht, die wir in Portugal mit Rollstuhl unternommen haben. Die Schönheit des Landes, die zum Teil unberührte Natur und die Herzlichkeit der Einwohner hat uns beide wirklich so verzaubert, sodass wir einen neuen Anwärter für ein neues Lieblingsreiseland haben. An der Stellschraube “Barrierefreiheit” möchte ich hier und da noch etwas ziehen, aber dazu ein anderes Mal gerne mehr.
Portugal ist mein Lieblingsort auf der Welt. Mein Mann und ich waren auf drei Reisen dort. Jedes Mal an einem anderen Ort und jedes Mal war es großartig. Die Aussicht dort ist fantastisch, das Wetter und diese wunderbaren Menschen.
Das kann ich gut verstehen 🙂 Ein tolles Reiseland – kann mir vorstellen, dass es auch für uns nicht das letzte Mal war 😉 An welchen Orten seid ihr schon gewesen?
Liebste Grüße Kim
Liebe Kim
Ich möchte Dir herzlich für diese tolle Seite danken. Spannend geschrieben, tolle Fotos und eine super Inspiration für alle , und vorallen hilfreiche Infos für Reisende im Rollstuhl. Wünsche Dir noch ganz viele wundervolle Reisen und freue mich davon zu lesen. Liebe Grüsse Andrea
Liebe Andrea, hab herzlichen Dank für dein Kommentar + dein liebes Feedback – hat mich eben ganz doll gefreut zu lesen. Alles Liebe Kim