An der Algarve erwarten euch atemberaubende Küstenlandschaften, goldene Strände, malerische Dörfer und herzliche Gastfreundschaft. Dieses Juwel an der Atlantikküste hat unsere Herzen im Sturm erobert und darum möchte ich euch gerne zeigen, wie ihr die Algarve barrierefrei entdecken könnt. Lorenz und ich haben einen kleinen Roadtrip mit meinem Rollstuhl Lutzi unternommen. In diesem Beitrag findet ihr die schönsten Stopps, zwei rollstuhlgerechte Unterkünfte an der Algarve und Tipps zu den schönsten Sehenswürdigkeiten der Region mit einer faszinierenden Mischung aus traditionellem Charme und modernem Lebensstil.
Lagos Avenida Hotel – Algarve barrierefrei
Unsere erste Unterkunft an der Algarve ist Lagos – die Stadt liegt im Süden Portugals an der westlichen Algarve. Im Lagos Avenida Hotel haben wir das einzige, aber sehr schöne und funktionelle, rollstuhlgerechte Zimmer des Hauses gebucht. Es befindet sich im 1.OG, das ihr mit einem von zwei Aufzügen erreichen könnt. Sogar eine Terrasse mit Liegestühlen gehört zu dem hellen und modern eingerichteten Doppelzimmer. Dusche und Toilette, beide mit Haltegriffen und Sitz ausgestattet, werden räumlich durch Milchglas abgetrennt, das Waschbecken ist direkt neben dem Schrank im großzügigen Eingangsbereich mit Ganzkörperspiegel.
Zweifelsohne ist das Highlight des Hauses die Dachterrasse mit Pool und Blick auf den Hafen. Der perfekte Ort, um vor dem Frühstück – das hier auch ganz ausgezeichnet war – eine Runde zu lesen oder sich nach dem Sightseeing auszuruhen. Dank der idealen Lage des Hotels an der Marina, läuft man nur wenige Meter in die entzückende Altstadt oder nur 5 Minuten zum nächsten Strand. Direkt vor dem Haus ist ein ausgewiesener Behindertenparkplatz, was natürlich perfekt für uns mit Mietwagen war. Um am Hoteleingang eine große Stufe zu überwinden, steht ein kleiner Hublift zur Verfügung, der 24/7 vom Hotelpersonal für euch bedient wird. Wir haben uns in Lagos sehr wohl gefühlt, der perfekte Mix aus Stadt und Küste – würden wieder hierherkommen.
Lagos Stadt – Algarve barrierefrei
Lagos ist eine wunderschöne Hafenstadt im Süden Portugals. Sie ist für ihre geschichtsträchtige Altstadt, die Festung Ponta da Bandeira, ihre berühmten Felsformationen und ihre Strandbuchten bekannt. Historische Gebäude, traditionelle Geschäfte und gemütliche Cafés prägen das Stadtbild. Der charmante Praça de Gil Eanes, der zentrale Platz der Altstadt, ist ein lebendiger Treffpunkt. Hier finden sich lokale Märkte, Restaurants und Bars, die zu jeder Tageszeit zum Verweilen einladen. Nicht weit davon entfernt liegt der Praça de Luís de Camões mit seinem Denkmal von dem portugiesischen Dichter. Wir nehmen vor der Barockkirche, der “Igreja de Santo António”, auf der Terrasse des Restaurants “Meu Limão” Platz. Es gibt Tapas zum Mittagessen und roten Sangria, während wir in der Mittagssonne Postkarten für unsere Liebsten zu Hause schreiben. Das Restaurant und die Toiletten sind leider nicht barrierefrei zugänglich. Doch direkt nebenan, im Souvenirshop “Mar d’Estórias”, gibt es im EG eine behindertengerechte Toilette.
Unsere kleine selbst geführte Stadttour geht weiter über den Praça do Infante Dom Henrique, vorbei an der Igreja de Santa Maria und durch die Porta de São Gonçalo. Wenn man das Stadttor durchquert, richtet sich der Blick automatisch Richtung Festungsanlage “Forte da Ponta da Bandeira”, die heute ein Seefahrtsmuseum, das sich der maritimen Geschichte widmet, beherbergt. Wir laufen die palmengesäumte Promenade “Padrao dos Descobrimentos” entlang, zurück an den Hafen von Lagos.
Lagos – Restaurant A Barrigada
Authentisches, tolles Fischrestaurant in sehr einfacher und uriger Hafenatmosphäre. Zum Wintergarten, in dem wir auf braunen Holzbänken sitzen, führt ein Absatz, alle anderen Bereiche (auch das WC) erreicht man schwellenlos. Die Auswahl an frischen Fischen ist groß, das Preis-Leistungsverhältnis ist super. Man kann ganze Fische, Fischplatten oder einzelne filetierte Fischfilets bestellen. Sie werden auf silbernen Blechtellern serviert, als Beilage gibt es Salzkartoffeln und Tomatensalat.
Lagos – Galeria Hooroo
Nettes, kleines Café mit Kunstgalerie “Galeria da Costa” und ziemlich gutem Kaffee zu absolut fairen Preisen für die Umgebung. Freundliche Besitzer und eine ganz entspannte Atmosphäre etwas Abseits der touristischen Massen. Es hat uns so gut gefallen, dass ein kleines Kunstwerk jetzt unsere Wohnzimmerwand schmückt und uns als Urlaubserinnerung dient.
Lagos – Ponta da Piedade
Die außergewöhnlichen Felsformationen an der Algarve sind eine der schönsten Sehenswürdigkeiten in ganz Portugal. Wir parken auf dem kostenlosen Parkplatz direkt am Leuchtturm “Farol da Ponta da Piedade Lagos”. Von hier kommst du ebenerdig auf den kilometerlangen Holzsteg, der sich perfekt für lange Spaziergänge eignet – auch für Rollstuhlfahrende. Man kann ganz leicht von einem Aussichtspunkt zum anderen gelangen. Von dem Weg kann man wunderbar auf die Grotten und Felswände hinab sehen. Die Aussicht ist wirklich grandios, es macht total Spaß die Gegend zu erkunden. Weitere Pluspunkte für die Sehenswürdigkeit: sie kostet keinen Eintritt, es gibt keine nervigen Verkaufsstände und keine Absperrungen weit und breit – sodass sich Lorenz sogar auf den Felsen richtig austoben kann.
Praia da Luz – barrierefreier Strand
Das Bild aus der Galeria Hooroo in unserem Wohnzimmer ziert die Kirche Nossa Senhora da Luz de Lagos. Sie steht in Luz, einer Gemeinde westlich von Lagos, die für ihren portugiesischen Charme und einen traumhaften Sandstrand, der Praia da Luz, bekannt ist. Er befindet sich zwischen der Landzunge Rocha Negra (= Schwarzer Felsen) und einer Felsenküste in der Nähe der Fortaleza da Praia da Luz. Der Strand ist einer von vielen barrierefreien Stränden in Portugal. Er verfügt über einen Holzsteg, eine behindertengerechte Toilette und zu meiner großen Freude auch über Strandrollstühle. Wobei es mir Ende März ehrlicherweise noch ein bisschen zu frisch ist, um im Atlantik zu baden.
Die asphaltierte Promenade eignet sich zudem besonders gut für Spaziergänge. Das ehemalige Fischerdorf verwandelt sich im Sommer zu einem beliebten Badeort, um dessen Bucht sich viele Restaurants und Cafés zingeln. Ich empfehle Boaty´s Tapas Café und für mexikanische Tacos Puerto Escondido Mexican Bar/Restaurant.
Sagres – Farol Cabo de São Vicente
Wir machen einen Ausflug nach Sagres, genauer gesagt an den südwestlichsten Punkt Europas. Dort steht nämlich der Leuchtturm Farol Cabo de Sao Vicente. Dieser historische Leuchtturm steht auf den steil abfallenden Klippen und bietet nicht nur eine wichtige Navigationshilfe für Seefahrer, sondern auch eine beeindruckende Aussicht auf den Atlantik. Vor Ort gibt es kostenlose Parkplätze und eine rollstuhlgerechte Toilette.
Sagres – Three Little Birds
Sightseeing macht hungrig. Three Little Birds heißt das Restaurant, auf dessen Terrasse wir zu einem Mittagessen Platz nehmen. Wir waren am frühen Nachmittag dort, haben spontan einen Platz bekommen und fühlten uns auf Anhieb super wohl. Die Atmosphäre ist locker und gemütlich, das junge Personal wirklich freundlich und sehr bemüht. Die Drinks und das Essen (Burger, Shrimp-Tacos, Trüffel-Fries, hausgemachte Limo) sind mega lecker. Das Preis-Leistungsverhältnis ist top. Der Zugang zum Restaurant und der Toilette ist ebenerdig, jedoch ist das WC nicht rollstuhlgerecht und relativ eng.
Portimão – Catamaran Cruise
Eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Algarve, das Benagil Cave, wollten wir uns unbedingt vom Wasser aus ansehen. Es gibt zahlreiche Anbieter und unterschiedliche Bootstypen für eine Fahrt auf dem Meer. Wir haben uns für einen Katamaran von Discover-Tours entschieden und hätten es vermutlich nicht besser treffen können. Die 3,5-stündige Tour startet am Hafen von Portimão und führt zu der weltberühmten Benagil-Höhle. Sie liegt direkt am gleichnamigen Strand “Praia de Benagil” und lässt sich somit auf verschiedene Wege erreichen. Zu Fuß, mit dem Kayak oder auch per Speedboot. Mit dem Katamaran können wir zwar nicht hineinfahren, aber auch von außen den großen Durchbruch in der Decke der jahrhundertealten Steinformation sehen, wodurch die Sonnenstrahlen golden schimmern.
Auf dem Weg dorthin entlang der Küste genießt man atemberaubende Ausblicke u.a. auf die berühmten Strände von Carvoeiro, Algar Seco, den Leuchtturm Alfanzina, und Praia da Marinha genießen. Während der gesamten Fahrt liege ich in den Sonnennetzen des Catamarans, genieße die sanfte Brise und kann unser Glück kaum fassen. Mit uns nehmen insgesamt nur 5 Personen an der Catamaran Cruise teil, die eigentlich 89 Plätze zur Verfügung hat. Die Crew ist total herzlich und hilft uns auch beim Einsteigen über die 4 Stufen. Sogar mein Rollstuhl Lutzi kann mit an Bord. Wir erhalten quasi eine private Tour mit wissenswerten und lustigen Geschichten zu verschiedenen Orten an der Algarveküste.
Almancil – Maria’s Restaurant und Beach
Auf dem Weg von Portimao nach Tavira wollten wir gerne in einer einfachen Beachbar am Strand zu Mittag essen. Leider waren einige schöne Strandbuden schon voll oder leider nur über Sand oder Treppen erreichbar. Wir haben die Suche schon fast aufgegeben, als ich Maria’s Restaurant am Praia do Garrao über google maps gefunden habe. Es ist leider kein uriger Bretterverschlag, wie die anderen urigen Strandlokale, die wir zuerst angesteuert haben. Dafür führt uns in dieses Restaurant mit Meerblick ein barrierefreier Holzsteg. Wir nehmen auf der Terrasse Platz und genießen ein gutes Mittagessen mit Blick aufs Meer. Die Preise sind etwas gehoben, der Service freundlich. Eine behindertengerechte Toilette ist auch vor Ort. Wir haben in Portugal an anderen Orten tatsächlich noch besser gegessen, die Lage am Meer war es mir kurz vor Ende der Reise dennoch wert.
Tavira Stadt – Algarve barrierefrei
Tavira ist eine kleine Küstenstadt an der Algarve. Sie liegt am Fluss Gilao, der über Mündungen ins Meer fließt. Mit knapp über 26000 Einwohnern ist sie (abgesehen von Comporta) die kleinste Stadt, in der wir auf unserem Roadtrip durch Portugal übernachtet haben. Das beschauliche Örtchen würde ich als pittoresk, aber auch etwas verschlafen beschreiben. Wir sehen Nachbarn, die sich von einem Balkon zum anderen unterhalten oder abends spontan die Stühle auf der Straße zusammen stellen, um zu schäkern. Ich sehe sie Sagres oder Medronho, einen Obstschnaps aus Portugal, trinken. Unser Stadtspaziergang führt uns über eine steile Gasse an der Igreja de Santa Maria do Castelo vorbei bis zum Castelo de Tavira. Von der Burgruine hat man einen tollen Panoramablick auf die Stadt, außerdem findet sich im Innenhof ein wunderschön angelegter Garten mit vielen bunten Blumen und einem historischen Glockenturm.
Tavira liegt nicht direkt an der Algarveküste. Dafür gibt es die Insel Tavira mit einem langen Sandstrand sowie Salinen, die Flamingos, Löffler und andere Watvögel anlocken. Man erreicht die Insel mit einer Fähre, allerdings erfolgt der Zustieg, soweit wir es gesehen haben, über drei Stufen.
Tavira – Colegio Charm House
Der letzte Stopp auf unserem kleinen Portugal Roadtrip ist die gemütliche Küstenstadt Tavira. Unser charmantes Gästehaus wurde im 18. Jahrhundert für den Koch des Königs von Portugal erbaut und war im Anschluss für viele Jahre eine Schule für Jungs. Schließlich wurde es zu einem späteren Zeitpunkt von einem Ehepaar erworben und umgebaut. 2021 hat das “Colegio-Charm-House” seine Türen mit 20 verschiedenen Gästezimmern neu eröffnet. Diese tragen heute Mädchennamen und keines gleicht dem anderen. Eines davon ist relativ barrierefrei und kann auch von Gästen mit Rollstuhl genutzt werden. Lutzi und ich haben es ausprobiert und uns pudelwohl gefühlt.
Die ebenerdige Dusche mit Sitz war wunderbar, es fehlen (für mich) nur noch Haltegriffe an der Toilette. Wer im Zimmer keine Pirouetten drehen muss und mit Durchgängen von 68cm zurechtkommt, dem wird es hier gefallen. Zum Zimmer gehört eine Gemeinschaftsterrasse mit kleinem Pool, die man sich mit 2 weiteren Zimmern teilt.
Das Haus liegt an einem Hang. Durch die Einfahrt und eine kleine Rampe erreicht man den Hauseingang, das Restaurant, die Bar und natürlich auch das Zimmer. Das Haus ist wirklich etwas ganz Besonderes, die Mitarbeiter alle sehr herzig, wie überall in Portugal nach unseren Erfahrungen.
Tavira – Restaurant Barto
Bei einem Spaziergang durch die Stadt sind wir zufällig an diesem Restaurant vorbei gelaufen. Es wurden gerade die Tische auf der Terrasse aufgestellt, als ich Sushi auf dem Menü gelesen habe. Und ich hätte es nicht in Tavira erwartet, aber es war das beste Sushi meines Lebens. Die Qualität des Fisches ist sensationell und die Kreationen wirklich einzigartig. Wir haben uns einmal quer durch die Karte gegessen und alles für super lecker empfunden. Dazu noch ein aufmerksamer und herzlicher Service – ganz klare Empfehlung.