Mit dem Rollstuhl über die Hängeseilbrücke Geierlay

Geht das? Habe ich mich im Vorfeld gefragt.
Darum haben wir uns am Reformationstag ganz spontan auf den Weg in den Hunsrück gemacht, um die 360 Meter lange Hängeseilbrücke zu überqueren.

Im Jahr 2015 wurde die Brücke, die über 100 Meter über dem Grund schwebt, fertiggestellt. Seitdem ist sie ein sehr beliebtes Ausflugsziel, das von Wanderern und Familien gleichermaßen angesteuert wird. Sie kostet keinen Eintritt, die Gemeinde Mörsdorf erhebt lediglich eine Parkgebühr – um laufende Kosten der Instandhaltung, Sicherung und Säuberung damit zu finanzieren.

Anreise zur Hängeseilbrücke

Von Mannheim nach Mörsdorf sind es ca. 140 km. Wir haben knapp 1,5 h gebraucht. Der Parkplatz 1 direkt vor dem Besucherzentrum war um 10 Uhr leider bereits voll. Auf P2 wurden wir fündig und sind los spaziert. Von hier sind es knapp 2,1 km bis zur Brücke auf asphaltiertem Weg. Ganz Mörsdorf ist wirklich so gut mit Hinweisschildern ausgestattet, dass Verlaufen hier unmöglich ist.

Mit Rollstuhl über die Hängeseilbrücke Geierlay

Für Rollstuhlfahrer ist es allerdings wichtig, nicht versehentlich vom Spazierweg abzukommen und einen der Wanderwege oder gar den Hiking-Trail zu erwischen – die sind nämlich so gar nicht rollstuhlgerecht. Damit das nicht passiert, findet ihr auch extra ein durchgestrichenes Rollstuhlsymbol auf dem Wegweiser.

Bei strahlendem Sonnenschein und 10 Grad war der Spaziergang herrlich angenehm. Kurz vor der Brücke kommt ein ziemlich fester Waldweg für die letzten zwei Minuten. Direkt vor der Brücke geht dieser Weg super steil um eine Kurve. Lorenz musste mich samt Lutzi richtig gut festhalten, sonst wäre ich den Hang von alleine runtergerutscht.
Wen jetzt kein Anflug von Höhenangst überkommt, kann seine Fahrt über die Brücke fortsetzen.

Mit Rollstuhl über die Hängeseilbrücke Geierlay?

Der Weg ist allerdings nur 85cm breit. Damit die entgegenkommenden Fußgänger an einem vorbei können, muss der Rollstuhl schon ein wesentliches Stück schmaler sein. Lutzi ist 66 cm breit und ich habe es einfach mal versucht. Zu Beginn hatte ich ein mulmiges Gefühl – hätte ich nämlich die Bremsen losgelassen hätte ich alle 9 auf einmal abgeräumt ;). Gerade an den Eingängen zur Brücke geht es etwas steiler hinab. Je weiter du in die Mitte kommst, desto flacher wird der Weg. Je nach Wind und Bewegung auf der Brücke, kann es, je weiter man die Mitte erreicht, minimal schwanken. Die Windabspannseile sorgen allerdings für eine stabile Lage der Brücke – es wackelt also wirklich kaum. Auf den Holzplanken hat man aber, soweit ich es einschätzen kann und solange es nicht regnet, ziemlich guten Halt, sodass Lutzi und ich hier nicht entlang gerutscht sind. Die lieben Menschen, die uns entgegen kamen waren super freundlich und haben mich ermutigt die Brücke zu überqueren. Auch wenn neben mir nicht mehr viel Platz übrig war, kamen sie dennoch an mir vorbei – sogar mit Kind und Bobbycar in der Hand. Es können schließlich auch Fahrräder oder Buggys über die Brücke geschoben werden, mit einem schmalen Rollstuhl sehe ich keine Probleme.

Je früher man auf der Geierlay ankommt, desto weniger Gegenverkehr hat man. Ich empfehle vor 10 Uhr da zu sein. Dann ist auch die Wahrscheinlichkeit groß, am Besucherzentrum direkt einen Parkplatz zu bekommen. Hier findet ihr auch eine behindertengerechte Toilette. Auf dem Weg zur Brücke und auf den Wanderwegen rund um die Brücke gibt es keine weiteren sanitären Anlagen.

Weitere Informationen zu Deutschlands schönster Hängeseilbrücke findet ihr unter:
http://www.geierlay.de/

Die Adresse zur Eingabe in Navigationsgeräte:
Besucherzentrum Geierlay Kastellauner Straße 23 56290 Mörsdorf
Parkplatz Friedhof = Lahrer Str. 1 56290 Mörsdorf

Kastellaun

Auf dem Rückweg haben wir noch einen Abstecher in das 10km entfernte Kastellaun gemacht. In der Taverne an der Burgruine durften wir uns über ein richtig zünftiges Mittagessen im mittelalterlichen Ambiente freuen.

Dank alter Rüstungen, Kerzenhaltern an den Wänden und schweren Kronleuchtern an der Decke, herrscht eine ganz rustikale aber auch gemütliche Atmosphäre in dem kleinen Gastraum. Die Zutaten für unsere Ratsherrenpfanne wurden direkt auf dem Lavagrill zubereitet, es gibt aber auch frische Flammkuchen aus dem Burg-Ofen.

Das Restaurant und die Toiletten sind ebenerdig zugänglich. Unterhalb der Burg grenzt direkt das kleine Städtchen und dessen Tourist-Information, in der ihr bei Bedarf auch ein rollstuhlgerechtes WC findet. Behindertenparkplätze gibt es direkt unterhalb der Burg, es sind keine 3 Minuten Fußweg bis zur Taverne. Rollstuhlfahrer, für die der steile Weg allerdings zu beschwerlich ist, dürfen gerne mit dem Auto direkt bis hoch zur Burg (quasi vor die Taverne) fahren. Es bietet sich natürlich an die Burg Kastellaun, eine Ruine einer Höhenburg verbunden mit der ehemaligen Stadtmauer, ebenfalls anzuschauen.

Einen Ausflug in den Hunsrück zu unternehmen lohnt sich allemal. Die Hängeseilbrücke Geierlay ist wahrhaftig schon ein Highlight. Zwischen Rhein, Mosel und Nahe gibt es aber noch viele weitere Ausflugsziele, die es lohnt zu entdecken. Entlang der “Deutschen Edelsteinstraße” oder auch der “Hunsrück Schiefer- und Burgenstraßen” sind so einige Burgen, Schlösser und historische Bauten beheimatet.


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6 Kommentare

  1. Liebe Kim,
    Jetzt habe ich zwar schon auf Insta kommentiert, hab mir deinen Bericht aber noch mal durchgelesen. Ich bewundere den Mut, den du für diese Brücke hättest. Mir kribbelt es schon, wenn ich nur die Fotos sehe. Hab nämlich schreckliche Höhenangst, was meiner Wanderlust im Gochgebirge manchmal sehr im Wege steht.
    LG Sigrun

    • Kim Lumelius

      Hallo liebe Sigrun, vielen Dank für deine Kommentare. Da hilft nur geradeaus schauen und nicht nach unten sehen 😉 Viele Grüße Kim

  2. Heide Frirdich

    Hallo Kim,
    habe deine Berichte sehr aufmerksam gelesen, da ich selber regelmäßig und gerne reise (www.rolliontour.blogspot.com). Bisher habe ich immer meinen normalen Faltrolli mitgenomme, und meine E-motionräder zuhause gelassen, da ich Angst habe, dass sie im Flieger beschädigt werden (ist mir schon 2x mit dem normalen Schieberolli passiert). Mich würde das Fabrikat deines Lutzi interessieren. Und kannst du ihn eigenständig ins Auto laden? Welche Reichweite haben die Akkus und wie schwer sind sie? Ich frage, weil bei mir im nächsten Jahr eine Neuanschaffung anliegt.
    Ganz liebe Grüße,
    Heide

    • Kim Lumelius

      Hallo liebe Heide! Heute hatte ich endlich Gelegenheit deinen Blog anzuschauen. Dein Beitrag zu Afrika ist ganz toll – da muss ich auch noch hin 🙂
      Also zu meinem Rollstuhl: ich habe einen Sopur mit e-fix Antrieb. Hier wurden die normalen Räder durch motorbetriebene Räder ausgetauscht. Lutzi ist also für einen E-Rolli immer noch relativ „klein“ und bei Bedarf kann man sie auch zusammenklappen – zum Beispiel, wenn wir im Urlaub Taxi fahren und kein großes Auto zur Verfügung steht. In meinem eigenen Auto habe ich einen Ladeboy am Kofferaum, der zieht Lutzi an einem Stück ins Auto. Habe einen Caddy, der bietet genügend Platz. Lutzi geht auch immer mit in Urlaub, damit ich dort auch eigenständig rumdüsen kann. Bisher ging immer alles gut. Bis ans Gate gehen wir ohne Service und erst an der Flugzeugtür lasse ich den Rollstuhl abholen. Ich bestehe darauf, dass er an einem Stück und nicht zusammengeklappt verladen wird. So besteht am wenigsten Gefahr für die Räder und die empfindliche Steuerung. Im besten Fall steht er, wenn wir gelandet sind, schon wieder vor der Flugzeugtür oder wartet in einem gesonderten Fahrzeug. Hoffe damit kannst du etwas anfangen 🙂 Ansonsten stehe ich für ein Telefonat oder weitere Emails gerne zur Verfügung! Alles Liebe Kim

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