Urlaub auf Santorini mit Rollstuhl

Barrierefrei Reisen mit Rollstuhl auf Santorini

Santorini, was soll ich sagen, du hast mich verzaubert. Und das trotz unserer anfänglichen Skepsis. Die Insel war einfach wie eine Überraschungstüte für uns, da ich trotz ausgiebiger Recherchen im Internet wenig über Barrierefreiheit und einen Besuch der Insel Santorini mit Rollstuhl entdecken konnte. Vor allem mein Mann Lorenz hatte große Bedenken, dass ich auf 4 Rädern nicht viel von der Insel sehen könnte, was mich dann auf dem Hinweg mit der Fähre auch etwas an der Auswahl meines Reiseziels zweifeln ließ. Aber was ich schon mal vorwegnehmen kann: Viele der wunderschönen Fleckchen von Santorini kann man auch mit Rollstuhl entdecken.

Anreise – Santorini mit Rollstuhl 

Unser Griechenland-Urlaub hat auf der vielseitigen Insel Kreta begonnen. Genau in der Mitte unserer Zeit, haben wir uns für einen 3-Tagestrip nach Santorini entschieden. Am Hafen von Heraklion fahren täglich Fähren nach Santorini. Unsere Tickets haben wir im Vorfeld über Ferryscanner.de gebucht. Das war der einzige Anbieter, den ich gefunden habe, bei dem zur Ticketauswahl „Person mit Mobilitätseinschränkung“ auswählbar war und es somit eine Ermäßigung von 50% gab. Mein Fährticket hat dann 40€ statt 80€ gekostet.

Es stand zwar außerdem dabei, dass man einen griechischen Ausweis vorzeigen müsse, aber das wurde weder auf der Hin- noch Rückfahrt moniert. Der Zugang auf die Fähre erfolgt für Fußgänger an der gleichen Stelle, die auch Fahrzeuge nutzen. Also ohne Treppen, aber über eine leicht steile Rampe. Im Inneren führt ein Aufzug auf die zwei Personendecks, eine behindertengerechte Toilette gibt es ebenfalls an Bord.

Fortbewegung – Santorini mit Rollstuhl

Auf Santorini gibt es wenige Taxis und jede Menge Anbieter für private Shuttleservices. Man kann sich auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von einem Ort zum nächsten fortbewegen. Santorini hat ein gut ausgebautes Busnetz. Allerdings handelt es sich hier um eine Art Reisebus und keine Niederflurbusse, wie du es vielleicht aus Deutschland von dem ein oder anderen Stadtbus kennst. Ohne Rampe waren die Busse für uns mit Rollstuhl keine Option. 

Aufgrund meiner bisherigen Vorstellung von Santorini hatte ich es gar nicht in Erwägung gezogen, unseren Mietwagen, den wir in Kreta am Hafen geparkt haben, mit nach Santorini zu nehmen. Die Parkplätze auf der kleinen Insel sind natürlich rar, aber sollte eure Unterkunft einen Stellplatz haben, lohnt es sich darüber nachzudenken.

Ein Taxi/Shuttle kostet pro Fahrt zwischen 35 und 40€, unabhängig von der Entfernung. Wenn man sich, wie wir, auf der Insel etwas umgucken will und die Hin-und Rückfahrt vom Hafen in Fira zur Unterkunft mit einrechnet, lohnt sich womöglich auch das Ticket für ein Auto auf der Fähre. Muss jeder individuell für sich mal durchrechnen.

Buggy mieten

Neben dem Hotel-Shuttle haben wir uns ganz spontan für einen Tag einen Buggy gemietet. Mit dem kleinen, offenen Flitzer hatten wir die Möglichkeit, völlig frei und mit dem allergrößten Spaß über die gesamte Insel zu düsen. Meinen Rollstuhl Lutzi haben wir mit Spanngurten hinten drauf befestigt. Für uns die beste Form der Fortbewegung, neben den kurzen Spaziergängen, die wir zu Fuß unternehmen konnten. Es gibt nämlich neben den vielen engen, mit Treppen versehenen Gassen, gut ausgebaute Hauptstraßen, die die einzelnen Orte wunderbar miteinander verbinden.

Was man unbedingt noch wissen sollte: die meisten Wander- und Spazierwege sind nicht wirklich rollstuhlgerecht. Die Häuser entlang des Vulkankraters und an den Klippen kann man oft ausschließlich über Treppen erreichen. Viele Orte entlang der Caldera haben eine Art Fußgängerzone (Bsp. die Hauptstadt Fira, Imerovigli oder Oia), die man größtenteils auch mit Rollstuhl befahren kann und von denen man eine wahnsinnig tolle Aussicht hat. Santorini hat zudem auch eine flache Ostseite. Orte wie Kamari, Akrotiri oder Megalochori und deren Strände sind ohne Treppen zu erreichen. 

Barrierefreier Strandzugang

Es gibt sogar einen Seatrac (einen rollstuhlgerechten Meerzugang) am Perissa Beach, einem der schwarzen Vulkanstrände. 

Touranbieter

Wer lieber an einer geführten Tour teilnehmen möchte, die von Ortsansässigen begleitet wird, dem kann ich Santorini Experts empfehlen. Das Reiseunternehmen bietet vor Ort nämlich rollstuhlgerechte Panorama-Touren in den Sprachen Englisch und Deutsch an.

Unterkunft – Santorini mit Rollstuhl

Da ich im Vorfeld nicht wusste, wie es um die Fortbewegung mit Rollstuhl bestimmt ist und ob es mir überhaupt möglich sein wird, die schönen Aussichtspunkte zu erreichen, wollte ich unbedingt ein Hotel auf der Westseite der Insel mit Blick auf die wunderschöne Caldera. Die rollstuhlgerechten Unterkünfte sind mir bei meiner Recherche nicht gerade zugeflogen, weshalb mir die Wahl gar nicht so leicht gefallen ist.

Wir haben uns schließlich für das Aeifos Boutique Hotel in Imerovigli entschieden. Zugegebenermaßen nicht die preiswerteste Alternative, dafür ein bezauberndes kleines Boutique-Hotel mit erstklassigem Service und einem unvergesslichen Ausblick aufs Meer.

Alle Ebenen und beide Eingänge des Hauses sind stufenlos zugänglich. Von der Hauptstraße gelangt man durch die Tiefgarage und einen Aufzug zu allen Etagen und auf der Rückseite führt vom Spazierweg nach Imerovigli eine Rampe direkt auf die Terrasse des Hotels. Hier befindet sich neben dem Restaurant, in dem euch Frühstück und Abendessen serviert wird, auch noch ein Infinity Pool

Im Untergeschoss gibt es eine behindertengerechte Toilette mit Haltegriffen. Mit dem Aufzug gelangt man in das 1. Obergeschoss, in dem wir in unser Doppelzimmer mit Panoramaview einchecken. Die Einrichtung ist modern, besteht hauptsächlich aus hellen Holzmöbeln und ist in dezenten Beige- und Blautönen gehalten. Das Bad ist nicht speziell behindertengerecht ausgestattet, bietet aber genügend Platz für Lutzi und für die Dusche wurde uns ein Stuhl bereitgestellt.

Das i-Tüpfelchen ist die zum Zimmer gehörende Terrasse mit Whirlpool und Blick auf die Caldera. Wir waren Ende Oktober, also am Ende der Nebensaison, Gäste des Hotels. Zwei Tage später, mit Beginn des Monats November, geht es für viele Unterkünfte für mehrere Monate in die Winterpause.

Mögliche Alternativen, die laut Internetrecherche barrierefrei zugänglich und teilweise sogar mit rollstuhlgerechten Zimmer ausgestattet sind: Alleys All-Suite Hotel & Spa, Orama Hotel & Spa, Ethos Vegan Suites, Mr and Mrs White Santorini (rollstuhlgerechtes Zimmer), Villa Vinea Santorini

Restaurants – Santorini mit Rollstuhl

Santorini ist ein teures Pflaster, gar keine Frage. Je besser der Ausblick vom Restaurant, desto teurer auch das Essen. Wir hatten neben dem sensationellen Dinner in unserem Hotel noch ein Mittag- und Abendessen in Imerovigli.

Imerovigli – Aegean Restaurant

Keine zwei Minuten Fußweg von unserem Hotel entfernt befindet sich das Aegean Restaurant mit griechischen und mediterranen Spezialitäten. Wir haben für ein kleines Mittagessen auf der Terrasse Platz genommen und uns einen Salat mit Anchovis (17€), gegrillter Oktopus auf Linsengemüse (21€) und Santorinische Tomatenbällchen (9€) schmecken lassen. Einen schöneren Ausblick für einen Lunch könnte ich mir kaum wünschen. In das Restaurant und zur Toilette führt eine Stufe, da wir unsere Uterkunft direkt nebenan hatten, haben wir das WC im Hotel genutzt.

Imerovigli – MamaLena Imerovigli

Zwar ohne Meerblick, dafür sehr herzlich und lecker: ein Abendessen bei MamaLena. Hier stimmt nicht nur der Service, auch das Preis-Leistungsverhältnis ist tiptop. Uns wurde selbstgebackenes Brot mit hausgemachter Tsatsiki aufgetischt, danach gab es Meeresfrüchte-Risotto für mich und Fischsuppe für Lorenz. Man erreicht das Restaurant und die Toilette ohne Stufen. 

Direkt daneben ist das Restaurant Anogi, von dem wir uns haben sagen lassen, dass die Küche ebenfalls hervorragend ist.

Oia – Santorini mit Rollstuhl

Das malerische Dorf Oia ist sicher der bekannteste und meistfotografierte Ort der Insel Santorini. Bekannt für seine traditionellen weißen Häuser mit den blauen Kuppeln und die spektakulären Sonnenuntergänge. Die malerische Kulisse, während die Sonne im Meer versinkt, ist wirklich einmalig schön. Da das Dorf direkt auf den Klippen der Caldera liegt, führen zu vielen Restaurants und Hotels ausschließlich steile Stufen hinab. Es gibt aber auch eine Art Haupt-Fußgängerzone, auf der ihr oberhalb von Oia fast einen Kilometer ohne Stufen mit Rollstuhl entlangfahren könnt.

Es gibt sogar eine öffentliche Toilette mit rollstuhlgerechter Kabine, die leider – wie so oft – auch als Abstellkammer genutzt wird, aber gerade noch so genügend Platz für dich mit Rollstuhl bietet.

Von dort sind wir vorbei am Clocktower bis hin zur Holy Church of the Assumption of the Virgin. Auf dem 1km langen Weg kommt man an jeder Menge Kunstgalerien, Souvenirshops & Boutiquen vorbei und kann an jeder Ecke den unvergesslichen Ausblick auf das azurblaue Meer genießen. Wir waren regelrecht geblendet von der Schönheit, der Sonne und den weißen Häuserfassaden, die einem zu Beginn recht surreal erscheinen – zumindest musste ich mich an den Anblick erst mal gewöhnen und immer wieder kneifen.

Die weißen Häuserfassaden sehen übrigens nicht nur sehr schön aus, mit der Methode kühlt man die Häuser, senkt die Temperatur in einem Ort und spart beispielsweise Strom für Klimaanlagen.

Akrotiri – Santorini mit Rollstuhl

Akrotiri ist eine der wichtigsten archäologischen Stätten in Griechenland und eine bekannte Sehenswürdigkeit von Santorini, die auch als „das Pompeji der Ägäis“ bezeichnet wird. Im späten 19. Jahrhundert stießen Archäologen auf die Überreste der antiken Stadt. Die Ausgrabungen dauerten Jahrzehnte und es wurde festgestellt, dass die Stadt im 17. Jahrhundert v. Chr. von einer gewaltigen vulkanischen Eruption begraben wurde. Die massive Eruption ließ den Vulkan zusammenbrechen und bildete die charakteristische Caldera, die Santorini heute umgibt.

Die gut erhaltenen Ausgrabungen haben eine erstaunliche Fülle an Artefakten ans Licht gebracht. Die Funde (Wandgemälde, Töpferwaren, Werkzeuge und Schmuck) bieten einen guten Einblick in das Leben der Menschen vor der Katastrophe. Besucher können hier sogar einen Blick in die Überbleibsel von Häusern und Innenhöfen werfen. Die Stadt war ein wichtiges Handelszentrum, das den Ägäis-Raum mit Kulturen im östlichen Mittelmeer verband. Die gut erhaltene Architektur, die fortschrittliche Kanalisation, das ausgeklügelte Wassermanagementsystem und die reiche Ausstattung zeugen von einer hochentwickelten Zivilisation.

Dank eines bioklimatischen Dachs wird selbst im Hochsommer für eine angenehme Temperatur durch natürliche Belüftung gesorgt, während es gleichzeitig natürliches Licht spendet. Über und entlang der Ruinen sind Holzstege angebracht, die dich durch Akrotiri führen. Ein Besuch mit Rollstuhl ist wunderbar möglich und für Rollstuhlfahrer und eine Begleitperson sogar kostenlos (Eintrittspreis für Erwachsene regulär 12 €). Für alle Geschichtsinteressierte und Kulturbegeisterte auf jeden Fall zu empfehlen.

Wir haben auch noch einen Abstecher zum Akrotiri Lighthouse gemacht, allerdings sind die felsigen Klippen entlang des Meers nicht mit Rollstuhl befahrbar. Lorenz hat beim Sonnenaufgang ein paar Bilder für uns gemacht.

Fazit – Santorini mit Rollstuhl?

Lohnt sich ein Besuch auf Santorini mit Rollstuhl? Das würde ich definitiv mit JA beantworten. Santorini mag Herausforderungen für Rollstuhlfahrer mit sich bringen, aber mit einer sorgfältigen Planung und der richtigen Herangehensweise ist ein barrierefreier Urlaub auf der Insel durchaus möglich. Von rollstuhlgerechten Unterkünften und Stränden bis hin zu gut zugänglichen Sehenswürdigkeiten gibt es einige Möglichkeiten, die Insel zu genießen. Santorini ist zweifellos ein Reiseziel, das atemberaubende Schönheit und unvergessliche Anblicke für alle Besucher bietet, unabhängig von Mobilitätsanforderungen.

Santorini hat nicht nur eine archäologische Seite, die Insel bietet auch sehr viel Kunst und Tradition. Hinter den bekannten weißen Häusern und den schönen blauen Dächern wartet noch so viel mehr. Wir haben in den 2 1/2 Tagen bestimmt noch nicht alles gesehen. Und ich bin froh, dass ich Lorenz wieder ein Reiseziel zeigen konnte, das einen Besuch sowas von wert ist. In den Sommermonaten, Hauptsaison auf der Insel, sind die Preise um einiges höher, als im Herbst zum Beispiel. Wir hatten Ende Oktober absolutes Glück mit dem Wetter und mussten uns nicht durch Touristenmassen kämpfen – darum möchte ich euch einen Besuch am Ende der Nebensaison wärmstens empfehlen.

Danke Santorini. You are magic ✨


Bisher hat mir jede griechische Insel gefallen auf der wir Urlaub gemacht haben. Wir waren bereits auf Kos, Nisyros, Kreta und Mykonos. Die nächsten Jahre kommen hoffentlich noch weitere Reisen nach Griechenland dazu. Hast du eine Lieblingsinsel?

4 Kommentare

  1. Hallo,
    Dein Bericht ist toll und informativ. Ich wünschte, mein Vater, der die letzten Jahre seines Lebens auf einen Rollstuhl angewiesen war, hätte noch ein weniges seiner Reiselust gezeigt. Er hat mir die Augen geöffnet für Barrierefreiheit. Ich gucke mir deine Berichte sehr gerne an und bewundere Deinen Mut und Geduld. Danke für Deine Bericht.
    Liebe Grüße
    Ulrike

    • Kim Lumelius

      Hallo Ulrike, herzlichen Dank für dein Feedback. Mut habe ich, das stimmt…Geduld nicht immer 😉 aber manchmal keine andere Wahl 😀 Alles Gute für dich! Kim

  2. Christine Laurentschitz

    Liebe Kim! Vielen Dank, daß Du Dir die Zeit nimmst und uns mit so ausführlichen Berichten und einzigartigen Fotos Lust auf so viele Ziele machst, die ich mit meinem Sohn, der auch im Rollstuhl sitzt, mich nicht zu planen getraut hätte! Dank Dir weiß ich jetzt auch über Seatrak bescheid und wir werden heuer im Oktober nach Kreta fliegen!
    Dein Bericht von London war für uns auch sehr informativ und eine große Hilfe!
    Herzliche Grüße Christine

    • Kim Lumelius

      Liebe Christine, herzlichen Dank, dass du dir Zeit für ein Feedback genommen hast. Freut mich wirklich sehr hören, dass ihr dir Infos für eure Reisen nutzen könnt! Das ist der Grund, warum mir das Schreiben so viel bedeutet. Alles liebe für euch & einen wunderschönen Urlaub auf Kreta. Kim

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