Wir durften eine ganz besondere Reise unternehmen. Mit dem Zug ging es für uns vom Burgund bis an die Südliche Weinstraße. Ich würde es sogar eine kleine Wein- und Genussreise nennen, die wir gemeinsam mit unseren neuen Freunden von WheeledWorld unternommen haben. Der deutsch-französischen Freundschaft sei Dank, zeigen uns Myriam & Pierre erst Dijon mit Rollstuhl und wir ihnen anschließend die schöne Südpfalz.
Dijon – Anreise mit Rollstuhl
Wir sind mit dem TGV INOUI an unser erstes Reiseziel gefahren. Unsere Verbindung von Mannheim nach Dijon dauert 4 ½ Stunden und ist mit einem Umstieg in Mühlhausen verbunden. Die Einstiegshilfe ist hier zuggebunden. Die innenliegende Treppe im Zugeingang ist quasi ein Plattformlift, der sich per Knopfdruck vom Zugpersonal hoch und runterfahren lässt (auf zwei verschiedene Ebenen). Für den Abstand zwischen Zug und Bahnsteig gibt es bei Bedarf eine mobile Rampe zum Auslegen. Wie der Einstieg in den TGV mit Rollstuhl funktioniert, seht ihr in meinem Video auf Instagram.



Der Ticketkauf bei SNCF funktioniert nur zusammen mit einer Sitzplatzreservierung. Den Service zur Unterstützung beim Einsteigen, könnt ihr hier anmelden. In unserem Abteil gab es zwei Rollstuhlstellplätze und eine für RollstuhlfahrerInnen zugängliche Toilette. Etwas eng, aber mit Lorenz´ Hilfe glücklicherweise machbar. Rabatt für die Begleitpersonen von Menschen mit Behinderungen erfolgen nicht automatisch, sie sind abhängig vom Grad der Behinderung.
Dijon – Oceania Le Jura
Unser Hotel liegt unweit vom Stadtzentrum und praktischerweise direkt in Bahnhofsnähe, sodass wir bei unserer Ankunft in Dijon nur wenige Meter mit Koffer bis zum Check-In rollen können. Wir haben ein rollstuhlgerechtes Doppelzimmer im 2. Obergeschoss gebucht, das wir ebenerdig über einen Aufzug erreichen. Unser Bad mit einer ebenerdigen Dusche und Hocker bot leider etwas zu wenig Platz für Wendemanöver. Mehr Bewegungsfreiheit zum Umsteigen hätte ich ideal gefunden. An der Toilette war lediglich ein Haltegriff angebracht, so wie fast überall in Dijon bei rollstuhlfreundlichen Toiletten. Zum Umsetzen wäre es für mich noch einfacher, wenn an beiden Seiten Haltegriffe angebracht sind.
Besonders gut gefallen hat mir der grüne Innenhof des Hotels und auch die Ausstattung mit einem Schwimmbecken und Whirlpool (ohne Einstiegshilfe). Das Frühstück wird in Form eines Buffets angeboten, ein Restaurant befindet sich nicht im Haus. Auf Wunsch kann man aber Speisen bestellen, die vom benachbarten Lokal geliefert werden.
Dijon mit Rollstuhl – Stadtführung
Um einen ersten Eindruck von Dijon zu bekommen, haben wir an einer Stadtführung durch die historische Altstadt teilgenommen. Wir starten am Jardin Darcy, laufen durch den Triumphbogen, kommen am Notre-Dame von Dijon vorbei und beenden unsere Tour am Herzogspalast am Place de la Libération. Wer bei einem Stadtrundgang aufmerksam auf den Boden sieht, entdeckt kleine Eulen, die mithilfe eines Pfeils in die Richtung der Wahrzeichen der Stadt zeigen. Da wir die Gourmet-Version der Stadtführung gewählt haben durften wir unterwegs noch einige Spezialitäten der Region probieren: u.a. Creme de Cassis = Schwarzer Johannisbeerlikör, Senf in allen Varianten und Gewürzkuchen (Gingerbread).
Café Gourmand
Das Café hat eine tolle Lage direkt auf dem Place de la Libération. Wir haben uns auf der sonnigen Terrasse mit Blick auf die sprudelnden Brunnen ein Mittagessen schmecken lassen. Zur Vorspeise habe ich zum ersten Mal Schnecken probiert, eine Spezialität in Frankreich. Für mich gab es anschließend Reis mit Curry-Gemüse. Das Café ist ebenerdig und mit einer rollstuhlgerechten Toilette ausgestattet.
La Source des Vins – Weinprobe
Eine kleine, aber feine Weinprobe mit je 3 Wein- und Käsesorten. Mit einem Aufzug gelangt man in das Kellergeschoss des Weingeschäftes, wo die Proben stattfinden. Am Eingang war lediglich eine Stufe zu überwinden. Die Käseauswahl war unglaublich und die Erzählungen zum Wein aus dem Burgund wurden uns glücklicherweise auch ins Deutsche übersetzt. Ein befreundeter Weinkenner des Gastgebers war zufällig bei unserer Weinprobe mit anwesend. Da er einige Jahre in Deutschland gelebt hat, spricht er beide Sprachen fließend.
Château Bourgogne
Das Chateau Bourgogne ist ein Restaurant im Mercure Hotel Centre Clemenceau von Dijon. Barrierefrei zugänglich und mit einer rollstuhlgerechten Toilette ausgestattet. Man kann hier zum Lunch und zum Dinner Speisen a la Carte oder ein Menü auswählen. Wir haben uns für Burrata, Gazpacho und gegrillten Fisch entschieden.
Musée des Beaux-Arts de Dijon
Auf unserem Programm stand der Besuch in einem der ältesten Museen von Frankreich. Das Musée des Beaux-Arts ist in einem Flügel des ehemaligen Palast der Herzöge untergebracht und für Rollstuhlfahrer zugänglich. Die Ausstellungsräume der Kunst aus dem 17. – 20. Jahrhundert erstrecken sich auf 4 Etagen, die man mit Rollstuhl via Aufzug und einem Plattformlift erreicht. Neben den Malerei-Kunstwerken und einigen französischen Skulpturen, ist sicherlich ein Highlight der Gardensaal, in dem das Grabmal Philipps dem II. zu sehen ist.
Brasserie de Loges
Am belebten Place du Théâtre werden euch in dieser Brasserie de Loges Spezialitäten aus dem Burgund serviert. Ich habe mich für „poached eggs“ zur Vorspeise und „Pochouse-style stuffed gougere“ zum Hauptgang entschieden. Gougeres sind Windbeutel und in diesem Fall gefüllt mit frischem Fisch.
Dijon – Cité Internationale de la Gastronomie et du vin
Wie der Name schon verrät, dreht sich auf dem ehemaligen Krankenhausgelände auf 4500qm² alles um die Gastronomie und den Wein. Der Komplex besteht u.a. aus einer Einkaufsmeile mit 15 Geschäften, einem Multiplex-Kino, der “la chapelle Sainte-Croix de Jérusalem”, zwei Restaurants und der “Cave de la Cite”, in der bis zu 3000 Weine probiert werden können – glasweise durch einen Ausschankautomaten mittels Selbstbedienung.
Abgesehen von den zwei kleinen Ausstellungen, die man hier derzeit besuchen kann, empfehle ich euch ein Mittagessen bei “Comptoir de la Cité”. Das schmeckt hier nämlich ausgezeichnet und ist zudem auch recht preiswert. Ich habe mich nach langer Zeit dazu verleiten lassen, eine nicht vegetarische Option zum Essen zu wählen und habe mich auf Empfehlung für Poulet a la Gaston Gerard entschieden. Die Hauptzutat der Sauce ist, wie soll es anders auch sein, Dijon-Senf. Super lecker!
Auf dem Rückweg von der Cité International zum Hotel sind wir durch den Botanischen Garten gelaufen. Dieses schöne grüne Fleckchen von Dijon trägt den Namen Arquebuse Botanical Garden. Vor allen Dingen seine Blütenpracht im Mai hat es mir angetan. Ein schöner Abschluss von Teil 1 unserer Reise. Unser nächster Stopp lautet Landau. Von dort schauen wir uns die nächsten Tage die Südliche Weinstraße an. Der Beitrag dazu kommt in wenigen Tagen.