Da wir ja bekanntlich meistens Richtung Süden reisen, ist dieser Städtetrip im Norden mein allererster Aufenthalt in Skandinavien. Genauer gesagt geht es in die Hauptstadt von Dänemark. Ich freue mich unglaublich, mir endlich selbst ein Bild davon zu machen, wie gut man Kopenhagen mit Rollstuhl bereisen kann. In diesem Beitrag teile ich all meine Erfahrungen mit den besten barrierefreien Tipps für deinen nächsten Städtetrip.
Anreise – Kopenhagen mit Rollstuhl
Wir haben uns diesmal gegen das Flugzeug und für eine Anreise mit der Fähre entschieden. Unser kleiner Roadtrip beginnt in Mannheim. Zusammen mit meiner Freundin Jeanette fahre ich mit meinem umgebauten Auto erst mal nach Berlin, wo wir einen Zwischenstopp bei meiner Freundin Franziska machen. Zu dritt geht es am nächsten Morgen weiter Richtung Rostock, an dessen Hafen uns die Fähre nach Gedser erwartet. Die Überfahrt mit der Scandlines Fähre dauert ca. 2h (Preis ab 54 €) und vergeht auf dem Sonnendeck wie im Flug.
Die Fähre ist barrierefrei zugänglich und mit einer rollstuhlgerechten Toilette ausgestattet. Auf die verschiedenen Decks führen mehrere Aufzüge, lediglich zum Außendeck gibt es einen kleinen, aber nicht unüberwindbaren Absatz. Vor dem Einchecken auf die Fähre empfehle ich euch am Schalter Bescheid zu geben, sofern ein Rollstuhlfahrer mit dabei ist, damit euch ein entsprechender Parkplatz mit genügend Platz und in der Nähe eines Aufzuges zugewiesen werden kann. Ihr bekommt außerdem ein Hinweisschild für die Windschutzscheibe und werdet einer bestimmten Autospur zugewiesen.
Unterkunft – Scandic Spectrum
Scandic Hotels ist eine skandinavische Hotelkette, die für ihre Bemühungen um Barrierefreiheit bekannt ist. Jedes Scandic Hotel verfügt über barrierefreie Zimmer und Einrichtungen. Dazu gehören unter anderem breitere Türen, höhenverstellbare Betten (auf Anfrage), barrierefreie Badezimmer mit Haltegriffen und ebenerdige Duschen sowie einfach erreichbare Lichtschalter und Steckdosen. In Kopenhagen gibt es mehrere Scandics, aufgrund der Lage haben wir uns für das zentrumsnahe Scandic Spectrum direkt am Wasser entschieden. Eines der 40 barrierefreien Zimmer wurde für uns mit einer Schlafcouch vom Doppel- zum Dreierzimmer umfunktioniert und trotzdem hatte ich genügend Platz für Wendemanöver mit Lutzi. Für unseren 3-tägigen Mädelstrip war die Wahl des Hotels ideal. Die Lage, das leckere vielfältige Frühstück und die Ausstattung in Bezug auf Barrierefreiheit top.
Wissenswertes über die City
Kopenhagen hat das Ziel, die erste CO2-neutrale Hauptstadt der Welt zu werden und plant, dies bis 2025 zu erreichen. Über 60% der Einwohner nutzen das Fahrrad als tägliches Verkehrsmittel. Das berühmte Wahrzeichen der Stadt, die Statue der kleinen Meerjungfrau, wurde 1913 enthüllt und ist eine Hommage an das Märchen von Hans Christian Andersen. Trotz ihrer geringen Größe ist sie eine der meistbesuchten Attraktionen in Kopenhagen.
Im Herzen von Kopenhagen liegt der zweitälteste Vergnügungspark der Welt: Tivoli. Er wurde 1843 eröffnet und bietet bis heute eine Mischung aus nostalgischen Fahrgeschäften, wunderschön angelegten Gärten und verschiedenen Veranstaltungen.1971 wurde die alternative Kommune Freistaat Christiania gegründet. Die Gemeinschaft verwaltet sich selbst und ist für ihre alternative Lebensweise und ihren kreativen Geist bekannt. Die bekannteste Straße ist die Pusher Street, hier kann man Kunst und Streetart bewundern. Sowohl Tivoli als auch Christiania hatte ich zwar auf meiner „To-See-Liste“, da die bekanntlich viel zu lang ist, haben wir uns entschieden, die Orte für den zweiten Besuch aufzuheben.
Wo wir aber keinesfalls vorbeilaufen wollten, war Nyhavn. Dieser malerische Hafen mit seinen bunten Häusern und historischen Segelschiffen ist eines der bekanntesten Postkartenmotive der Stadt. Früher war Nyhavn ein geschäftiger Handelshafen, heute ist er umgeben von Café´s, Bars und Restaurants.
Glyptotek
Die Glyptotek in Kopenhagen ist ein Kunstmuseum, das eine beeindruckende Sammlung antiker Skulpturen und Kunstwerke aus verschiedenen Epochen beherbergt. Besonders sehenswert ist der Wintergarten der Glyptotek. Er bildet dank seiner vielen Pflanzen das tropische Herzstück und verbindet zwei mehrstöckige alte Gebäude miteinander. Neben den Palmen, die schon bis an das gläserne Dach gewachsen sind, kann man sich auf oder neben den Sitzbänken einen Moment ausruhen und dem Plätschern des Brunnens lauschen. Es gibt zwei verschiedene Seiteneingänge, die man als Rollstuhlfahrerin nutzen muss, um alle verschiedenen Ebenen der einzelnen Etagen (mit Hilfe von Hubliften und Aufzügen) zu erreichen. Eine rollstuhlgerechte Toilette befindet sich im Untergeschoss.
Designmuseum Dänemark
Kopenhagen ist bekannt für sein skandinavisches Design, seine Architektur und das ein oder andere Möbelstück. Da wir mit Franziska eine Designliebhaberin mit von der Partie hatten, war der Besuch im Designmuseum ein Muss. Man findet dort eine Sammlung dänischer und internationaler Designs, von Möbeln – vor allen Dingen Stühle – und Textilien bis hin zu Keramik und Grafikdesigns. Der Eingang ist barrierefrei, die Ausstellung befindet sich auf einer Ebene, alles sehr modern und ästhetisch. Mich persönlich hat es nicht ganz so sehr vom Hocker gehauen.
Kodbyens Fiskebar
Wir befinden uns im Herzen des hippen Kødbyen-Viertels in Kopenhagen, auch bekannt als „Meatpacking District“. In den ehemaligen Schlachthäusern befinden sich angesagte Restaurants, Bars, Galerien und Nachtclubs. Trotz der modernen Umnutzung bleibt der industrielle Charme mit den charakteristischen weißen, grauen und gelben Gebäuden erhalten, was dem Viertel einen besonderen urbanen und rauen Charakter verleiht. Kødbyen zieht Einheimische und Touristen gleichermaßen an, die das kreative Flair und die Vielfalt der kulinarischen und kulturellen Angebote genießen möchten. Mein neues Lieblingsrestaurant heißt Kødbyens Fiskebar und ist berühmt für seine frischen Fisch- und Meeresfrüchte Gerichte. Die Jakobsmuscheln, der Seebarsch und der Muschelsud waren ein Gedicht. Die Atmosphäre und das Ambiente sind cool und unkompliziert. Draußen stehen Bierzeltgarnituren und Liegestühle, drinnen an der Bar thront ein riesiges leuchtend blaues Aquarium. Der Zugang zum Lokal ist stufenlos und die Toilette groß genug für einen Rollstuhl, aber nicht explizit mit Griffen versehen.
Ved Stranden 10
Schöne kleine Bar & Weinhandel, ideal um tagsüber etwas zu Schnabulieren & Wein zu probieren. Das Servicepersonal, das euch anhand eures Geschmacks den passenden Wein (Glas oder Flasche) aussucht, ist spitze. Nach dem Preis fragen nicht vergessen 😉 Unsere Auswahl war super und die Snacks (Oliven, Croque Madame und Ceasar Salat) waren sehr lecker. Perfekt, um bei schönem Wetter direkt an einem Kanal draußen zu sitzen. In die Bar selbst führen nämlich drei Stufen.
Broens Street Food
In Kopenhagen findet man einige Street Food Stände, vor allen Dingen Hot Dogs an jeder Ecke, aber auch ganze Märkte mit vielen unzähligen Ständen und einer großen Auswahl an Speisen und Getränken. Ziemlich zentral, in der Nähe vom Nyhavn befindet sich Broens Street Food Market, der neben der großen Auswahl an kulinarischen Köstlichkeiten auch viele Events anbietet. Morning Yoga, verschiedene Tastings, Social Dinner oder das Jazz Festival, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Bei unserem Besuch wurde unser thailändisches Abendessen von “District Tonkin” mit Musik von einem DJ begleitet. Die Atmosphäre ist super lässig. Ich empfehle nicht zu spät zu kommen, zum Sonnenuntergang waren einige Stände schon ausverkauft.
Reffen Street Food
Der Reffen Food Market in Kopenhagen ist ein absolutes Highlight für jeden Foodie! Etwas außerhalb aus bunten Containern auf einem Industriegelände gebaut und direkt am Wasser gelegen. Die Auswahl an internationalen Köstlichkeiten reicht von dänischen Klassikern (wie Hot Dogs) bis hin zu exotischen Gerichten aus aller Welt. Die Atmosphäre ist toll, hin und wieder legen DJs auf, man entdeckt überall farbenfrohe Graffiti und ein bunt gemischtes Publikum. Als Sitzgelegenheiten stehen euch Bierzeltgarnituren oder Liegestühle rund um ein Lagerfeuer zur Verfügung. Der Boden ist größtenteils asphaltiert und gut mit Rollstuhl befahrbar, nur um das Feuer befindet sich Sand.
Odays-Festival
Glücklicherweise sind wir unverhofft und zum krönenden Abschluss in ein Festival gestolpert. Genauer gesagt in das O Days Festival, ein innovatives Musikfestival, mit viel elektronischer, aber auch Pop-Musik, etwas Design und multisensorischen Erlebnissen. Es findet outdoor direkt am Wasser, unweit des Reffen Street Food Market, statt und bietet eine spannende Line-Up aus internationalen und lokalen Künstlern, DJs und Performern. Wir haben uns Eliza Rose, Elliot Litrowski, MØ und Chase and Status angehört. Das Festival legt großen Wert auf Kreativität und immersive Erlebnisse, bei denen Musik, visuelle Kunst und Lichtinstallationen miteinander verschmelze. Die Atmosphäre und die Leute waren super entspannt und cool. Hat uns irre viel Spaß gemacht. Übrigens gab es vor der Hauptbühne ein erhöhtes Podest für Rollstuhlfahrer und einen behindertengerechten Toilettencontainer.