Nach unserer abenteuerlichen Rundreise durch Südafrika haben wir uns, für die nächste Reise nach Afrika, das Land Namibia ausgesucht. Für die fast 3-wöchige Rundreise durch Namibia mit Rollstuhl haben wir 6 verschiedene Stopps auf einer – glaube ich – recht klassischen Einsteiger-Route gewählt. Als Mietwagen kam für uns nur ein robuster Pick-Up mit Allrad-Antrieb in Frage. Die Straßen Namibias sind zwar in einem relativ guten Zustand, erstaunerlicherweise auch auf den Hauptstrecken durch die Wüste. Da wir zu unserer Reisezeit Februar/März noch das Ende der Regenzeit erwischt haben, sind wir jedoch von vornherein davon ausgegangen auch mal durch das ein oder andere Flussbett fahren zu müssen. Dafür und für den Weg nach Sossusvlei war es auch genau die richtige Entscheidung.
Bevor wir jedoch über weitere Reisedetails sprechen, möchte ich euch zunächst unsere Unterkünfte vorstellen. Die Auswahl war groß, jedoch konnte nicht jeder mit rollstuhlgerechten Zimmern auftrumpfen. In diesem Beitrag erfahrt ihr, welche barrierefreien Lodges und Camps es geworden sind und welche möglichen Alternativen es noch gibt.
Kalahari Wüste – Kalahari Anib Lodge
Mit 1,2 Quadratkilometern eine der größten Sandwüsten der Welt, bekannt für ihren feinen, roten Sand. Wir haben ein Doppelzimmer mit Terrasse in der Kalahari Anib Lodge gebucht. Der Zugang war zwar barrierefrei, aber das Zimmer nicht explizit rollstuhlgerecht. Wir hatten ausreichend Platz mit Lutzi, nur das Bad war recht schmal und um auf meinen Hocker in der Dusche zu kommen, musste mich Lorenz über einen kleinen Absatz heben. Die Lodge verfügt über einen Pool und im Restaurant waren wir sowohl zum Frühstück als auch zum Abendessen. Wir haben von hier unsere erste Safari unternommen und hatten das Glück, ganz vielen Giraffen ziemlich nah kommen zu dürfen.
Mögliche Alternative: Kalahari Red Dunes Lodge
Sossusvlei / Namib Wüste – Desert Quiver Camp
Dieser Ort am Rande des Namib-Naukluft Nationalparks hat nicht nur die höchsten Sanddünen, sondern auch den hellsten Sternenhimmel der Welt. Das Desert Quiver Camp war meine Lieblingsunterkunft. Unser kleines Camp gab es auch in Version einer “wheelchair unit”, sie bestand aus einem rollstuhlgerechten Zimmer mit offenem Bad und einer Outdoor-Küche mit Grill. Man muss nur über den festen Sandboden vom Parkplatz und den kleinen Absatz am Eingang der Einheit, dann kann man durch die Küche ins Schlafzimmer und weiter ins Bad rollen. An der Toilette waren Haltegriffe angebracht, für die ebenerdige Dusche haben wir einen Plastikstuhl bekommen. Zu dem Community Pool und der Bar führen asphaltierte Wege und Rampen.
Mögliche Alternativen: Sossusvlei Lodge, The Desert Grace
Swakopmund – Driftwood Guesthouse
Auf unserer Rundreise haben wir die Küstenstadt Swakopmund eingebaut, die direkt am rauen Atlantik liegt, westlich von der Hauptstadt Windhoek. Als Unterkunft haben wir ein kleines Gästehaus gewählt mit gerade mal 8 Zimmern. 3 Doppelzimmer im EG sind barrierefrei zugänglich, aber nicht explizit rollstuhlgerecht. Ich hatte genug Platz zum Manövrieren, für die Dusche mit kleinem Absatz haben wir einen Stuhl bekommen, es haben aber die Haltegriffe an der Toilette gefehlt. Wer also eine starke Begleitperson dabei hat oder eine Restgehfähigkeit besitzt, dem kann ich das Gästehaus, das übrigens ein richtig tolles Frühstück im Innenhof serviert, wärmstens empfehlen.
Mögliche Alternativen: Atlantic Garden Boutique Hotel, Swakopmund Guesthouse
Erongo Gebirge / Damaraland – Ai Aiba The Rock Painting Lodge
Die älteste Lodge auf unserer Reise wurde in eine riesige Felslandschaft gebaut und bietet einen fantastischen Panoramablick auf das umliegende Gebirge. Wir wussten auch hier im Vorfeld, dass die Lodge nicht explizit rollstuhlgerecht ist, aber sowohl das Zimmer als auch alle gemeinschaftlichen Bereiche des Anwesens – Restaurant, Lounge und Pool – barrierefrei zugänglich sind. Für unsere ebenerdige Dusche haben wir einen Duschsitz bekommen, unweit vor der separaten Toilette konnte ich Lutzi parken. Mit Lorenz Hilfe zum Glück überhaupt kein Thema. Für das Menü zum Abendessen konnte man immer zwischen zwei Hauptgerichten wählen, das Essen war sehr lecker, aber auch kein Schnäppchen. Lorenz hat es geliebt, hier die Gegend zu erkunden und einige Felsen hoch zu kraxeln, immer auf der Suche nach der nächsten Felsmalerei.
Mögliche Alternative: Hohenstein Lodge
Etosha Nationalpark – Etosha Village
Die kleine Stadt aus vielen Lodge-Zimmern liegt direkt vor den Toren des Etosha Nationalpark am Anderson Gate. Es stand diesmal auch wieder eine “wheelchair unit” zur Verfügung, zu deren Eingang eine Rampe führt. Das Zimmer war sehr geräumig und das Bad verfügte neben einem Duschsitz über ein unterfahrbares Waschbecken und (wenigstens) einen Haltegriff an der Toilette. Da wir in der Nebensaison zwei von nur knapp 10 Gästen waren, gab es anstelle des abendlichen Buffets ein Abendessen “a la carte”, für das man morgens zwischen zwei Optionen auswählen konnte. Das Etosha Village ist der perfekte Ausgangspunkt um auf Safari zu gehen. Für ein paar entspannte Stunden nach der Tierbeobachtung stehen euch auf dem Gelände zwei Pools zur Verfügung.
Mögliche Alternativen: Toshari Lodge, Mushara Lodge, Taleni oder Mokuti Etosha Village
Windhoek – Am Weinberg Boutique Hotel
In Sachen Barrierefreiheit einer meiner Lieblingsunterkünfte der Reise. Das rollstuhlgerechte Bad unseres Doppelzimmers, mit Haltegriffen an der Toilette und in der Dusche, hätte ich am liebsten mit nach Hause genommen. Die Einrichtung der Räumlichkeiten und der Hotelanlage waren ausgesprochen schön und gepflegt. Mit einem Aufzug gelangt man auf alle Ebenen, nur den Pool des angrenzenden Spa-Bereiches erreicht man lediglich über ein paar Stufen. Da wir ohnehin vorhatten die Hauptstadt zu erkunden und eine Township-Tour zu unternehmen, ist dies kein allzu großes Problem. Dennoch wäre ein barrierefreier Zugang zu allen Bereichen natürlich sehr wünschenswert. Sehr empfehlen kann ich das hoteleigene Restaurant “Cape Town Fish Market“.
Mögliche Alternative: Villa Violet
Wir hatten eine tolle und vor allem unvergessliche Reise in Namibia mit Rollstuhl. Obwohl wir im Februar noch das Ende der eigentlichen Regenzeit erwischt haben, hat es während unserer gesamten Reise nur vier Mal relativ kurz geregnet. Die Temperaturen lagen zwischen 20 und 38 Grad. Namibia ist das ganze Jahr als Urlaubsdomizil geeignet. Da wir uns dort auf der Südhalbkugel befinden, sind die Jahreszeiten genau entgegengesetzt zu Unseren. Die Monate Juli bis Oktober gelten als die trockensten Monate und zählen deshalb zur beliebtesten Reisezeit.
Die Flugzeit von Deutschland nach Windhoek, der Hauptstadt Namibias, beträgt ca. 10 Stunden. Von Frankfurt aus bieten mehrere Airlines Direktflüge an, was ich bei einem Flug mit Rollstuhl vor jeder Verbindung mit Zwischenstopps mehr als bevorzuge. Nähere Informationen zu Flugreisen mit Rollstuhl habe ich hier für euch gesammelt.
Die Auswahl unserer Route und den passenden Unterkünften dazu, habe ich selbst zusammengestellt. Einige Aktivitäten habe ich diesmal mit Unterstützung von Anchor Adventures gebucht. Das deutsch-namibische Team hat nicht nur Mitarbeiter in Deutschland, sondern auch vor Ort in Namibia, was die Kommunikation im Vorfeld und die Organisation vor Ort sehr erleichtert hat. Gerade was die Abstimmung einzelner Aktivitäten in Bezug auf Barrierefreiheit betrifft. Mehr dazu bald in meinem nächsten Blogbeitrag: Things to do – Namibia mit Rollstuhl (coming very soon).